Der nächste Linux-Kernel 3.7 hat im November neue Treiber für Mikroprozessoren der Schweizer STMicroelectronic erhalten. Der Kernel 3.5 wird neu bis März 2014 unterstützt. Mathias Menzer durchleuchtet die Linux-Updates des Monats.
Die vierte Entwicklerversion des kommenden Linux-Kernels (Linux 3.7-RC4) hat Anzahl von Änderungen etwas reduziert. Ob es sich nun tatsächlich um eine Beruhigung in der Entwicklung handelt, ober so viele Entwickler vom Wirbelsturm Sandy und dessen Folgen beeinträchtigt waren, vermochte Chefentwickler Linus Torvalds nicht abzuschätzen. Abseits von Nacharbeiten, die durch das Zusammenlegen von Programmier-Schnittstellen (sogenannte UAPI-Bibliotheken) notwendig waren, findet sich darin der Patch für das letztlich nicht ganz so grosse Problem mit dem Dateisystem Ext4 (siehe Linux-Rückblick des letzten Monats). Auch Torvalds weist darauf hin, dass verrückte Dinge tun müsse, um den Fehler zu provozieren.
Geänderte Treiber für STMicroelectronics-Chips
Die folgenden beiden Entwicklerversionen enthielten hauptsächlich kleinere Korrekturen. Linux 3.7-RC5 brachte grössere Änderungen an einem Treiber für Mikroprozessoren aus dem Genfer Hause STMicroelectronics (STM). Der bearbeitete «SPEAr-Treiber» unterstützt spezielle Funktionen der STM-Mikroprozessoren für Netzwerkgeräte. RC6 stach durch eine relativ hohe Zahl von Rücknahme von zuvor eingebrachten Änderungen hervor. Darunter war auch die erst im Oktober entfernte Funktion «oom_adj». Dies ist ein Mechanismus, der Prozesse für den Out-Of-Memory-Killer markiert und verschont. Die Funktion wurde wegen der Abwärtskompatibilität mit älteren Kernel-Versionen wieder eingeführt.
Obwohl in der Freigabemail zu RC6 anders angekündigt, wird Linux 3.7-RC7 nicht die letzte Entwicklerversion sein. Auch wenn die Zahl der Änderungen selbst weiter zurückgegangen ist. Es finden sich einige Änderungen an blockorientierten Geräten, darunter im SCSI-Bereich und am Treiber für die Nutzung mehrerer Blockspeichergeräte, der zum Beispiel für die Verwendung eines RAID erforderlich ist. Insgesamt greifen diese Patches jedoch tief genug, damit Torvalds ihnen noch etwas Zeit und einen RC8 geben möchte, sodass sie ausführlich getestet werden können.
Linux 3.5 erhält Support bis 2014
Longtime-Kernel sind nichts Neues, sie stellen oft die Grundlage von Distributionen dar. Ein Beispiel ist hier Linux 3.2, das in Debian Wheezy zum Einsatz kommt und auch von Debian-Entwickler Ben Hutchings bis zum Support-Ende von Debian 7 gepflegt wird. In diesem Fall profitiert auch Ubuntu 12.04 davon, das als LTS-Release für fünf Jahre unterstützt werden muss. Anders würde es mit Linux 3.5 aussehen, das mit der Freigabe von 3.6 fallen gelassen wurde – noch vor Veröffentlichung von Ubuntu 12.10, dessen Grundlage es darstellt. So haben die Ubuntu-Entwickler nun angekündigt, den Kernel 3.5 bis März 2014 weiterzupflegen. Allerdings soll dies nicht auf kernel.org erfolgen, sondern auf der Ubuntu-eigenen Infrastruktur.
(Mathias Menzer)
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