Linux 3.8: Januar im Kernel-Rückblick

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Der Linux-Kernel, auf den alle GNU/Linux-Distributionen wie Ubuntu, Fedora und Red Hat Enterprise Linux aufsetzen, wird bald in der Version 3.8 erscheinen. Gastautor Mathias Menzer durchleuchtet die Linux-Updates des vergangenen Monats.

Die Karte des Linux-Kernels. (pd)

Die dritte Entwicklerversion von Linux 3.8 stellte so etwas wie die Rückkehr zur normalen, stetigen Entwicklung nach den Weihnachtstagen und dem Jahreswechsel dar. Die grössere Zahl der Änderungen spiegelte den Umfang der Arbeiten auf dem Weg zu einer möglichst stabilen Final-Version wider. Die Entwickler verbesserten und korrigierten die Radeon-Grafikchip-Treiber, aktualisierten die Maintainers-Datei (sie führt die zuständigen Betreuer der Kernel-Zweige auf). Dazu kamen Aufräumarbeiten im Umfeld der Hotplug-Geräte. Weiter stechen noch Änderungen an den Treibern für das System-on-Chip-System Exynos hervor – die neueste Generation hatte Samsung gerade erst auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas präsentiert.

Linux 3.8 unterstützt WLAN mit Gigabit-Bereich

Die vierte Entwickungsversion von Linux 3.8 enthielt unter anderem Korrekturen und Verbesserungen am WLAN-Stack «mac80211»und an den freien Grafik-Treiber Nouveau und Radeon. Besonders interessant dürfte neu aufgenommener WLAN-Treiber für den Chipsatz von Wilocity sein. Es stellt als PCI-Gerät ein Wireless PCIe (wPCIe) zur Verfügung. wPCIe nutzt eine 60-GHz-Funktechnik, um Geräte an das System anzubinden – im Gegensatz zu den herkömmlichen WLAN-Frequenzen im 2,4-GHz- und 5-GHz-Bereich. Die 60-GHz-Technik soll dabei Datenübertragungsraten im Gigabit-Bereich ermöglichen.

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Die fünfte Entwicklerversion musste leider ohne die sonst übliche Freigabe-E-Mail auskommen, sie wurde lediglich auf Google Plus angekündigt. Dafür entspann sich in den Kommentaren ein kurzer Austausch darüber, ob der Online-Spieldistributionsdienst Steam mit einem aktuellen Entwickler-Kernel funktioniere und wo die Probleme zu suchen seien. Steam für Linux befindet sich seit Januar in der Beta-Phase. 3.8-RC5 hat einige Korrekturen für das Dateisystem BTRFS mit an Bord, ebenso wie für das neue Dateisystem F2FS und den Virtualisierer Xen.

Alan Cox zieht sich zurück

Nur eine kleine Änderung an der Maintainers-Datei weist auf einen wichtigen Abgang hin: doch über sein Google-Plus-Konto gab der langjährige Entwickler Alan Cox bekannt, dass er sich einige Zeit aus familiären Gründen von der Linux-Welt und seinem derzeitigen Arbeitgeber Intel zurückziehen werde. Cox gilt als einer der ersten Linux-Entwickler. 2003 pausierte er schon einmal, um seinen MBA-Studiengang abzuschliessen. Seine Verantwortlichkeiten in Bezug auf den Linux-Kernel wird stellvertretend Greg Kroah-Hartman übernehmen.

Im Zuge der Absicherung des Bootvorgangs durch UEFI Secure Boot und signierte Bootloader wird nun Kexec beleuchtet. Dabei handelt es sich um eine Funktion des Linux-Kernels, um einen weiteren Kernel ohne Bootloader direkt zu starten. Dies lässt sich auch zum Ausführen eines nicht gesicherten Systems nutzen – dies muss vor Veröffentlichung noch verbessert werden. Ein Ansatz wäre, nur noch signierte ELF-Dateien (Binärdateien, die direkt ausführbaren Code enthalten) durch Kexec starten zu lassen. Noch handelt es sich dabei um einen Vorschlag, der allerdings auf einige Probleme nicht eingeht, die die Einschränkung auf signierte ELF-Dateien mit sich bringen, doch diese Gedankenspiele sind ein weiterer Schritt auf dem Weg zum zunehmend geschlossenen Linux-Desktop.

Kernel 3.4 erhält Langzeit-Support

Die Long-Term Support Initiative (LTSI)  ist ein Projekt der Linux Foundation, das Linux-Kernel-Versionen bereitstellen soll, die über lange Zeit gepflegt werden. Dies soll insbesondere der Industrie helfen, Linux als Plattform für zum Beispiel Unterhaltungsgeräte mit einem langen Lebenszyklus zu nutzen, ohne auf die Möglichkeit weiterer Aktualisierungen verzichten zu müssen. So werden Korrekturen von Fehlern und Sicherheitslücken aus neueren Kernel-Versionen zurückportiert und in den LTSI-Kerneln zur Verfügung gestellt. Bislang stand nur Linux 3.0 als LTSI-Release zur Verfügung, nun wurde mit Linux 3.4 ein weiterer, etwas aktuellerer und trotzdem gut abgehangener Kernel zur Verfügung gestellt.

(Mathias Mentzer)

Creative Commons Lizenzvertrag

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Mathias Menzer
Mathias Menzer behält die Entwicklung des Linux- Kernels im Blick, um über kommende Funktionen von Linux auf dem Laufenden zu bleiben und immer mit interessanten Abkürzungen und komplizierten Begriffen dienen zu können.