IBM und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich haben eine Smartphone-App vorgestellt, die das Laden von Elektroautos überwacht und steuert. Autobesitzer bestimmen per App oder Webbrowser von überall her den Ladezeitpunkt des Fahrzeugs und wählen Solarstrom als einzige Ladequelle.
An der dritten EKZ Fachtagung für Elektromobilität in Dietikon wurde der Start eines Pilotprojekts des Kantons Zürich in Richtung Smart Grid bekannt gegeben. Im Rahmen eines Pilotprojekts testen IBM Research und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), wie der Ladevorgang von Elektroautos in Zukunft per Mobilfunk gesteuert werden könnte. Auf seinem Smartphone kann der Elektroautofahrer jederzeit den Ladezustand der Batterie überprüfen und so genügend Strom für die kommende Fahrt sicherstellen. Er kann den Ladevorgang auf einen bestimmten Zeitpunkt verschieben und nur Strom zum Niedertarif laden.
Der Autobesitzer kann die Verantwortung für das Laden des Elektroautos auch an den Energielieferanten delegieren. «In Zukunft könnten Elektroautos eingesetzt werden, um die unregelmässige Stromproduktion aus neuen erneuerbaren Energien abzufedern und die Netzstabilität zu gewährleisten», sagte Peter Franken, Leiter des Geschäftsbereichs Energieverteilung und Geschäftsleitungsmitglied der EKZ.
Solarstrom für den Auto-Elektromotor
Der Ladevorgang könnte in Zukunft zum Beispiel so gesteuert werden, dass die Batterien von Elektroautos vorzugsweise dann geladen werden, wenn die Sonne scheint. Um das gesteuerte Laden von Elektroautos mit erneuerbaren Energien zu analysieren, werden beim Pilotprojekt die Echtzeit-Produktionsdaten aus einer Photovoltaikanlage der EKZ in die Applikation eingelesen. In diesem Lademodus wird das Elektroauto dann geladen, wenn Solarstrom produziert wird. Wird weniger Solarenergie generiert, wird der Ladevorgang automatisch reduziert.
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat dazu ein Daten-Erfassungsgerät entwickelt, das in mehrere Elektroautos der EKZ verbaut ist. IBM hat die Applikation entwickelt und die technische Integration umgesetzt. Durch die Vernetzung von Fahrzeug, Energieversorger und Fahrer erhält der Fahrzeugbesitzer alle wichtigen Informationen wie Batteriezustand, Streckenauswertung, Ladeplanung und Kosten auf einen Blick und in Echtzeit.
«Solche Dienste können einerseits die Umstellung auf ein Elektroauto erleichtern und bilden andererseits einen wichtigen Aspekt in der intelligenten Stromversorgung. So können durch Echtzeitanalysen von Angebot und Nachfrage und entsprechende Regelalgorithmen dynamisch Anreize für ein klimafreundliches und nachhaltiges Laden geschaffen werden», sagte Dieter Gantenbein, Leiter der Smart-Grid-Aktivitäten bei IBM Research.
EKZ testet Schnelllader von ABB
Die EKZ will Energieeffizienz durch Elektromobilität fördern. Das Unternehmen testet seit 2008 die Elektrofahrzeuge im Geschäftsalltag. Mittlerweile haben sie 15 strombetriebene Autos in ihre Fahrzeugflotte aufgenommen. Elektroautos brauchen laut EKZ weit weniger Energie als benzinbetriebene Autos. Die EKZ sammeln Erfahrung zur benötigten Infrastruktur. 18 EKZ Stromtankstellen sind an öffentlich zugänglichen Orten aufgestellt. Stromtankstellen im Kanton Zürich fördert EKZ mit 500 Franken. Bereits seit Mai 2011 testen die EKZ einen von ABB entwickelten Schnelllader-Prototypen mit ihrer Elektroautoflotte. Im August installierten sie als erster Energieversorger in der Schweiz einen serienreifen Schnelllader von ABB mit 50 Kilowatt Leistung.
Die Elektrizitätswerke testen, ob unterschiedliche Ladegeschwindigkeiten die Batteriekapazitäten von Elektroautos beeinflussen. Dazu werden zwei identische Elektroautos gewählt: Ein Auto wird hauptsächlich mit Gleichstrom, das andere nur mit Wechselstrom geladen. Ebenfalls untersucht wird, wie sich die Schnellladung auf das Stromnetz auswirkt. Das Netz muss hierfür in kurzer Zeit eine relativ hohe elektrische Leistung bereitstellen.
(Marco Rohner)
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