Migros gewinnt Energy Globe Award

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Der Oskar für Nachhaltigkeit geht an den grössten Schweizer Detailhändler. Die Migros hat sich in der Kategorie «Luft» mit einer bemerkenswerten Pionierleistung durchgesetzt. Mehr als 1‘000 Projekte aus 105 Ländern kämpften um den so genannten Energy Globe Award 2011. Der Umweltpreis zählt zu den bedeutendsten Auszeichnungen innerhalb der Cleantech-Branche.

Die Verleihung des Energie Globe Awards fand am 25. November 2011 im österreichischen Wels statt. (pd)

Das 30-jährige Engagement im Energie- und Umweltbereich verhalf dem helvetischen Konzern zum Sieg. Die Migros setzte sich in diesem Zeitraum auf vielfältige Weise für saubere Technologien ein. Insbesondere in den Bereichen Fotovoltaik und Energiemanagement punktete der innovative Detailhändler. Bereits 1981 führte das Unternehmen eine Statistik über den Energiehaushalt ein. Seit 1990 wurden in allen Filialen die CO2-Emissionen um die Hälfte gesenkt. Bis heute entstanden 17 Fotovoltaikanlagen auf eigenen Liegenschaften. 2006 eröffnete man den ersten Supermarkt der Schweiz nach dem Minergie-Standard. Martin Hitz, Leiter Bau und Immobilien Migros Ostschweiz, durfte den Energy Globe Award für seinen Arbeitgeber in Empfang nehmen.

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«Die Anerkennung ist für mich und meine Kollegen in den anderen Genossenschaften ein Ansporn, weiterhin in die Umwelt zu investieren und auch Pioniertaten zu wagen – ganz im Sinn von Gottlieb Duttweiler» Martin Hitz, Migros

Laut offiziellen Angaben investiert die Migros jährlich über eine Milliarde Franken in den Wirtschaftsstandort Schweiz. So flossen beispielsweise in den letzten fünf Jahren 100 Millionen Franken in eine der modernsten Milchverarbeitungsanlagen Europas: ELSA wurde am 29. November von Bundesrat Ueli Maurer eingeweiht. Hinter dem schlichten Namen verbergen sich klimatisierte Produktionshallen, hygienische Logistikketten und lichtdurchflutete Pausenräume für die Mitarbeiter.

Martin Hitz von der Migros hält den 17 Kilogramm schweren Energy Globe Award aus Bronze in den Händen. 2010 setzte der Konzern rund 25 Milliarden Franken um. (pd)

Eco-Oscar: Made in Austria

Der Erfinder des Energy Globe Award stammt aus Österreich. 1999 verschenkte Wolfgang Neumann erstmals den aussergewöhnlichen Preis an Menschen, welche die Energie nachhaltig einsetzen, das Klima schützen und mit den Ressourcen der Erde sinnvoll umgehen. In der Vergangenheit unterstützten die UNO und das europäische Parlament in Brüssel die ökologische Preisverleihung. Insgesamt stehen fünf Kategorien (Erde, Feuer, Wasser, Luft, Jugend) zur Auswahl, zu denen entsprechende Ideen eingereicht werden können. Am 25. November versammelten sich die nominierten Teilnehmer aus 50 Nationen im österreichischen Wels, um während einer festlichen Zeremonie die Gewinner zu ermitteln. Eine mehrköpfige Jury – unter anderem Vertreter der Weltbank und Forscher – wählte im Vorfeld die Kandidaten aus, den Hauptsieger durfte das Publikum küren.

Hoffnung für alle

Die einzelnen Produkte der Teilnehmer waren gespickt mit guten Ansätzen. Dazu gehören ein interaktives Radio für Bauern in Nigeria, welches den Austausch von Erkenntnissen über nachhaltige Landwirtschaft fördert. Ein Hafen in Schweden, an dem Schiffe saubere Energie tanken können. Ein klimafreundlicher Supermarkt. Ein Speichersystem für eine Wohnsiedlung in Kanada und Biogasanlagen aus Kenia für Hotels. Ein intelligentes Haus aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, das sich selbst versorgt und eine Wasseraufbereitungsanlage in Ruanda. Greenbyte.ch hat sich die 15 nominierten Projekte (jeweils drei pro Kategorie) im Detail angeschaut.

Nigerias Bauern nutzen Öko-Radio (Erde)

Viele Farmer in Nigeria sind arm und können weder lesen noch schreiben. Die Nahrung ist knapp und die Böden sind ausgelaugt. Zudem fehlt das Wissen über angemessene Handelspreise, um den lokalen Markt vor Spekulanten zu schützen. Informationen über eine nachhaltige Agrarwirtschaft sind gefragt. 2007 designte Nnaemeka Ikegwuonu das «Smallholders Farmers Rural Radio», um seine Kollegen in den ländlichen Gebieten Nigerias auf dem Laufenden zu halten. Über die Frequenz «Farm 98.0 FM» werden interessante Beiträge gesendet, die sich auf eine moderne und nachhaltige Landwirtschaft konzentrieren. Dabei kommunizieren die Bauern nicht nur passiv sondern auch aktiv, weil sie ihre Erfahrungen live miteinander teilen können: Der spezielle Empfänger dient nicht nur zum Hören von Sendungen, sondern kann auch Feedback via Sprache (Voice Mail) übermitteln und wird mit Solarenergie betrieben. Seit der Gründung des Senders und der Konzeption des pfiffigen Radios wurden über 250‘000 Bauern erreicht. Die UNESCO unterstützt das Projekt. Seither verbesserten sich die Ergebnisse in der Landwirtschaft um 50 Prozent und das Einkommen stieg von einem US-Dollar auf 1,5 US-Dollar pro Tag. Ikegwuonu träumt davon mit seinem Radio in fünf Jahren 90 Millionen Kleinbauern in Nigeria zu erreichen.

Sibirien bekommt Passivhaus (Erde)

Auch im russischen fernen Osten will man nachhaltige Entwicklungen vorantreiben. Erste Schritte in diese Richtung sind bereits getan. Das Interesse an Solarzellen und anderen Technologien zur Förderung erneuerbarer Energien ist stark gestiegen. Die Far Eastern Federal University konstruierte ein «passives Solarhaus» im niedrigen und mittleren Preissegment, das für die frostigen Temperaturen Sibiriens gerüstet ist. Mit herkömmlicher Architektur sowie konventionellen Energieträgern wie Öl, Gas, Kohle oder Holz werden maximal 14 Grad im Haus erreicht. Ein Russe verbraucht im Durchschnitt 50 Prozent mehr Energie als ein EU-Bürger. In vielen Testphasen erprobte die Universität aus Vladivostok verschiedene Architekturformen. Das Ergebnis waren drei Haustypen, die trotz eisigen Winden und minus 68 Grad Aussentemperatur noch wohlige Wärme (bis zu 22 Grad plus) im Wohnzimmer garantieren. Dank umfassender Isolierung (auch im Bodenbereich) sinken diese Häuser bei einer verstärkten Wärmeabgabe nicht nach unten, weil der Permafrost nicht schmilzt. Alleine durch den Einsatz von Solarzellen und einer cleveren Speicherung der Wärme können diese Häuser mit bis zu 57 Prozent der benötigten Heizenergie versorgt werden.

Die grüne Schaltzentrale aus Dubai (Erde)

Das Hauptquartier von Pacific Controls aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist ein Symbol für Nachhaltigkeit im Mittleren Osten. Das Unternehmen ist im Bereich ICT tätig. Im Inneren des Gebäudes werkelt eine solar-thermische Klimaanlage (50 T), die Stromversorgung übernehmen Fotovoltaikzellen – sie generieren rund 60 Kilowattstunden. Das gesamte Abwasser kann dank einer Aufbereitungsanlage wiederverwertet werden. Der Hightech-Komplex ist mit einem zukunftsorientierten IP-Backbone ausgestattet, einer integrierten Zugangskontrolle, Sicherheitskameras, Aufzügen und Brandmeldern. Über den Zentralcomputer kann die Energieeffizienz von Bürogebäuden rund um den Erdball gesteuert werden.

Kanadas gemeinschaftlicher Wärmespeicher (Feuer)

Obwohl die Bevölkerung von Kanada derzeit kein Energieproblem hat, erstellte die Drake Landing Solar Community in Okotoks (Alberta) für 52 benachbarte Häuser einen thermischen Gemeinschaftsspeicher, der aktuell 80 Prozent des gesamten Heizbedarfs deckt. 800 Sonnenkollektoren heizen ein unterirdisches System von Rohren auf, die in 144 gebohrten Löchern (in einer Tiefe von 37 Metern) miteinander verbunden sind. Das durch Solarzellen erhitzte Wasser wird ins Zentrum gepumpt und kühlt bis zum Erreichen des äusseren Rings wieder ab. So ist es möglich, die Hitze lokal für den Winter zu speichern. Über dem unkonventionellen Bauwerk haben die Bewohnern einen Park angelegt.

Kenia verwandelt Abfall in Energie (Feuer)

Der TN P/2 ist eine serienreife Biogasanlage von der Firma Jua Nguvu, die biologische Abfälle in Energie umwandelt und auf die Grösse des Gebäudes angepasst werden kann. Als Kunden kommen unter anderem Gastronomiebetriebe in Frage. Eine 12 Quadratmeter grosse Anlage wurde im August 2007 in Mombasa installiert: Dort werden in einem Restaurant täglich 80 Kilogramm Küchenabfall zu fünf bis sieben Kubikmeter Biogas umgewandelt. Seit drei Jahren läuft das Projekt erfolgreich, die Kosten waren nach zwölf Monaten amortisiert. Mittlerweile wurden weitere Anlagen gebaut – unter anderem in einem Hotel (5 Sterne) mit 300 Zimmern, das früher mit Kohle geheizt hat.

Senegal will Strom in kleinem Rahmen (Feuer)

Mit einer ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Energiewirtschaft will die Inensus GmbH ländliche Gebiete mit Strom versorgen. Dadurch erhalten private Investoren ein aktives Risikomanagement. Die geschaffene Infrastruktur soll über Mikrokredite abgewickelt werden, die wirtschaftliche Kreisläufe in Gang setzen und die Armut überwinden möchten. Erneuerbare Energiequellen sind an vielen Standorten die beste Alternative und ermöglichen der lokalen Bevölkerung einen günstigen Unterhalt. Das senegalesische Dorf Sine Moussa Abdou profitiert bereits davon.

Nepals Quellen gerecht verteilen (Wasser)

Das Projekt WARM (Water Resources Management) der Helvetas Swiss unterstützt die lokalen Behörden, verfügbare Wasserquellen sozial gerecht zu verteilen, ökonomisch effizient zu bewirtschaften und optimal zu nutzen. Benachteiligte Dorfgemeinschaften in abgelegenen Regionen im Westen Nepals können dadurch ihren Zugang zu Trinkwasser und hygienische Bedingungen verbessern. Zusätzlich werden Kompetenzen der Behörden und lokalen Dienstleistungsanbieter gestärkt, damit diese verfügbare Ressourcen nachhaltig bewirtschaften. Weitere Ziele sind die verbesserte Gesundheit der Bevölkerung durch sauberes Trinkwasser, Ausbildung von Brunnenmeistern und die Verbesserung der Lebenssituation.

Pumpen für Nicaragua (Wasser)

80 Prozent der ländlichen Bevölkerung von Nicaragua hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Schlamm und Parasiten haben so manche Quelle befallen. Oftmals gehen Frauen mit riesigen Krügen auf dem Kopf (20 Liter) viele Kilometer, um Wasser für Angehörige zu holen. Asofenix installiert solarbetriebene Pumpen und platziert zusammen mit den Einwohnern Leitungen, um ganze Dörfer mit frischem Wasser zu versorgen. Für die Menschen vor Ort ist dies ein unvorstellbarer Luxus. Das Leben in der Region erfuhr radikale Veränderungen. Die Leute können nun ein Bad nehmen, ihre Hände waschen und ihre Gärten bewässern. Es ist sogar möglich kleine Wasserkraftwerke zu errichten und Strom zu produzieren.

Ruanda räumt Seen auf (Wasser)

Das Unternehmen Covaga Cooperative versucht Hyazinthen aus den Binnengewässern Ruandas zu entfernen. Die unliebsamen Pflanzen bedecken die Oberfläche von Flüssen und Seen; sie verdrängen andere Lebewesen wie Fische oder Krokodile. Nun wird die lokale Bevölkerung animiert, das Gewächs in einer gross angelegten Aktion zu sammeln. Das bringt verschiedene Vorteile: Einerseits wird das Ökosystem stabilisiert und andererseits können die getrockneten Blätter zu Taschen, Hüten und Schuhen verarbeitet werden.

Klimafreundlicher Wein aus Österreich (Luft)

Das Klosterneuburg produziert seit 900 Jahren hochwertigen Rebensaft. Einzigartig sind der klimaneutrale Anbau und die Bewirtschaftung. Seit 2010 ist der Einsatz des Traktors in den Weingärten so organisiert, dass mindestens zwei Arbeitsgänge in einem erledigt werden. Dabei wird auf maschinelle Verarbeitung verzichtet: Die Trauben werden von Hand geerntet, anstelle von Insektiziden kommen biologisch abbaubare Mittel zum Zuge. Ein Biomasse-Kraftwerk, beheizt mit Pellets aus den eigenen Wäldern, deckt fast den gesamten Energieverbrauch. Kurze Transportwege und regionale Vermarktung gehören zum Pflichtenheft.

Windkraft versorgt Schwedens Hafen (Luft)

Der Hafen von Göteburg war einer der ersten der Welt, der über ein System mit einem OPS (Onshore Power Supply) verfügte. Diese Technologie reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern auch CO2-Emissionen und den Lärmpegel. Dabei wird saubere Energie eingesetzt, die aus einem Windkraftwerk stammt. Insgesamt können nun schon ein Drittel der angelegten Schiffe ihre Dieselmaschinen abschalten und die zur Aufrechterhaltung des Betriebs benötigte Energie aus nachhaltiger Quelle tanken.

Solarkinder in Ghana (Jugend)

Strom ist in Afrika Mangelware. New York verbraucht ungefähr gleich viel Elektrizität wie der ganze Kontinent. Deshalb ist es in der Nacht in vielen Dörfern dunkel. In Ghana hat die gemeinnützige Organisation Solux das Projekt «One Child, One Solarlight» ins Leben gerufen. Ziel ist es, Kinder und Familien mit Solarleuchten auszurüsten. Nach einem Jahr profitieren rund 35‘000 Menschen von den Lampen, die mit Sonnenkraft aufgeladen werden.

Frühwarnsystem motiviert Kalifornien (Jugend)

Die verheerenden Waldbrände in Kalifornien sorgten für gigantische Schäden bei Mensch und Tier. 2008 wurden beispielsweise 28 Millionen Tonnen CO2 in die Luft abgegeben. Ein unkonventionelles Frühwarnsystem soll vor derartigen Katastrophen schützen: An Masten angebrachte CCTV-Kameras, die mit Solarenergie arbeiten, knipsen alle 10 Minuten ein Foto und laden das Material ins Internet. Die Idee stammt von sechs Kindern zwischen 10 und 14 Jahren aus einer Junior High School.

Sambia erklärt Teenies die Natur (Jugend)

Die Chipembele Wildlife Education Trust sensibilisiert in Sambia Kinder und Jugendliche für die Umwelt. In verschiedenen Ausbildungsprogrammen werden Bäume gepflanzt, Abfälle entsorgt und Nationalparks besucht. Der facettenreiche Grundkurs ist für Schulen geeignet und wurde beispielsweise im South Luangwa Valley erfolgreich umgesetzt. Dabei handelt es sich um eine Region mit einer besonders rasch wachsenden Bevölkerung.

(Guido Haus)

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Guido Haus

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