Ericsson hat einen grossen Personalausbau in der Schweiz angekündigt. Das schwedische Unternehmen für Netzwerk-Ausrüstung will bis Ende Jahr von derzeit 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf 270 wachsen. Grosse Aufträge kommen vorallem aus den Bereichen Glasfasernetz, LTE-Mobilfunk und Telemetrie.
Ericsson profitiert derzeit wie kaum ein anderes Unternehmen vom grossen Netzausbau in der Schweiz, zu Lasten von Huawei, Alcatel-Lucent und Nokia-Siemens. Martin Bürki, Managing Director von Ericsson Schweiz macht keinen Hehl daraus, woher er bis Ende Jahr 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rekrutieren will: «Von den Konkurrenten». Neuer Grossauftraggeber ist Swisscom. Für das Mobilnetz liefert Ericsson die Hardware und den Service zum LTE-Ausbau, dem neuen Standard für mobile Breitband-Dienste. Wer bei Sunrise und Orange zum Zug kommt, ist noch offen.
Telemetrie-Dienst als Basis für Swisscom M2M-Geschäftseinheit
Zudem vertraut Swisscom im wachsenden Telemetrie-Markt (auch M2M genannt) neu auf Ericssons Dienstleistungs-Plattform «Device Connection». M2M als Plattform as a Service (PAAS) ermöglicht ein schnelles Rollout für Swisscom und deren Partner. Das PAAS-Angebot läuft über Ericssons Rechenzentren in Holland und Schweden. Swisscom ist einer der ersten Netzanbieter weltweit, der den Dienst nutzt. Erster Kunde war Telenor Connexion. Mitte 2011 verkaufte die Tochterfirma des weltweit tätigen norwegischen Telekommunikationskonzern Telenor ihre Technologie-Plattform an Ericsson.
Das vielzitierte «Internet der Dinge» nimmt damit schneller konkretere Formen an. Für die neue, automatisierte Hausvernetzung wird Swisscom gleich selbst zum Grosskunden der Ericsson-Plattform. Andere bestehende Kunden sind im Bereich Industrie-Automation und Energie, wie den automatischen Strom-Ablesern (Smart Meters). Der Schweizer ICT-Konzern hatte bereits mit der Berner Firma Smarcom eine M2M-Lösung mitentwickelt. 2008 wurde die Swisscom-Verrechnungs-Software aber eingestellt. Smarcom lancierte im vergangenen Jahr den nationalen Rollout von 2200 Selecta-Automaten mit einer eigenen Lösung, die mit den meisten Mobilfunkanbietern funktioniert oder direkt über Post-Konten abrechnen kann.
Für den Aufbau der M2M-Geschäftseinheit konzentriert sich Swisscom aber auf Grosskunden. «Ericsson wird uns sowohl durch die M2M-Plattform, wie auch mit seiner Erfahrung im weltweiten M2M-Markt unterstützen», sagte Urs Schäppi, Leiter des Swisscom-Geschäftsbereichs Grosskunden. Schäppi weiter: «Wir werden in unterschiedlichsten Branchen auf den Kunden zugeschnittene Lösungen anbieten können. Immer mit dem Ziel, dank der Maschinenvernetzung die Effizienz zu steigern und die Kosten zu reduzieren.»
Genfer und Luzerner Stadtwerke bauen Glasfasernetz
Ericsson ist in sieben FTTH-Projekten in der Schweiz tätig, darunter die Städte Bern, St. Gallen und Genf sowie weitere Projekte in den Kantonen Thurgau und Solothurn. In Luzern leitet Ericsson einen grossen Teil des FTTH-Projekts für die EWL. Die Arbeiten für 40’000 Haushalte dauern bis 2014 und kosten insgesamt 90 Millionen Franken. 40 Prozent, also rund 36 Millionen davon sind von der EWL zu bezahlen, den Rest von Swisscom.
«Die gleiche innovative Zusammenarbeit verfolgen wir in Genf», sagte Bürki an einer Pressekonferenz. «Das FTTH Projekt in der Stadt Luzern verdeutlicht, dass Städte und Kantone als alternative Netzbetreiber neue Marktchancen im heutigen Telekommunikationsmarkt nutzen können», sagt Bürki. EWL und die Industriedienste Genf SIG (Services Industriels de Genève) bereiten sich für die geplante Öffnung des Strommarkts vor. Die Telekommunikationsinfrastruktur kann für künftige Abrechungsmodelle wie Smart Metering, Smart Grids und Smart Markets genutzt werden.
(Marco Rohner)
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