EMC, der Weltführer für Speichersysteme und Virtualisierungsoftware, legt neue Eisen ins Feuer, um auch im Cloud-Zeitalter zu glänzen. Greenbyte.ch war für sie unter den 13‘000 Teilnehmern der EMC World Convention in Las Vegas.
«Wem, ausser IBM, ist der Sprung vom Mainframe in die Client-Server Welt gelungen?», fragt EMC-CEO Joe Tucci an der EMC World Convention in Las Vegas die 13‘000 Teilnehmern. «Die meisten Riesen dieser Zeit sind verschwunden. Beim Übergang auf die dritte Plattform wie Cloud, Mobility, Social und Big Data wird dasselbe geschehen: mehrere der heutigen Leader werden den Sprung nicht überleben.»
Wie weit hat es doch die 1979 in Hopkinton bei Boston gegründete Gesellschaft gebracht, die zuerst Memory-Boards produzierte und 1990 ihre erfolgreichen Symmetrix-Festplattensysteme auf den Markt setzte! Heute ist sie Leader auf den Gebieten Speichersysteme (Hardware und Software) und Virtualisierung (durch ihre Tochter VMware), beschäftigt mehr als 60‘000 Mitarbeiter und hat in 2012 21.7 Milliarden Dollar Umsatz erarbeitet (+9%). Mit der festen Absicht, den Übergang auf die dritte Plattform nicht nur zu überleben, sondern auch in dieser neuen Welt Führer auf ihrem Markt zu bleiben.
Virtualisieren der Speicher
Der erste Ansatz in diese Richtung heisst ViPR, ein neues Produkt für die Virtualisierung von Speichersystemen. Der Name klingt auf Englisch wie “Viper” (Otter), daher die Schlange als Produktlogo. ViPR soll für Festplatten erreichen, was VMware für Server erlaubt hat: den gesamten vorhandenen Speicher als Pool verfügbar machen, unabhängig von der existierenden, oft heterogenen Hardware-Landschaft. Eine software-definierte Speicherplattform also, die IT-Abteilungen und Anbieter von Cloud-Ressourcen erlaubt, Speicherkapazität als Dienst anzubieten. ViPR verwaltet sowohl die Speicherinfrastruktur (Kontrollebene) wie die darin enthaltenen Daten. Tucci ist sich bewusst, dass ein derartiges Konzept auf dem Markt nur Chancen besitzt, falls es nicht nur die eigene Hardware, sondern alle herkömmlichen Produkte des Marktes unterstützt und auch Schnittstellen oder Kompatibilitäten zu existierenden Cloud-Angeboten und Modellen bietet (Amazon S3, HDFS, OpenStack, Microsoft, usw.). ViPR wird in der 2. Jahreshälfte 2013 verfügbar.
«Mehrere der heutigen Marktführer werden den Sprung ins Cloud-Zeitalter nicht überleben.» Joe Tucci
Maritz will Datenflut beherrschen
Zweite Speerspitze für den Sprung in die Zukunft bildet die neu gegründete Pivotal, mit der das Gebiet Big Data abgedeckt werden soll. Der Name stammt von der in 2012 akquirierten Gesellschaft Pivotal Labs. Inhaber der neuen Entität sind EMC zu 62%, VMware zu 28% und GE (General Electric) zu 10%. Geleitet wird Pivotal (www.gopivotal.com) zunächst von VMware ex-CEO Paul Maritz, der hier offensichtlich eine neue Challenge aufnimmt. «Datenintensive Anwendungen erfordern eine neue Software-Plattform» erklärt er. Beispiele dafür sind die Aufnahme und Verarbeitung von Telemetrie-Daten, e-Commerce Systeme mit Millionen von Benutzern oder die Analyse von riesigen Datenmengen in der Business Intelligence. Nicht nur sind in solchen Fällen die Datenmengen um mehrere Grössenordnungen höher als üblich, auch die Rate mir der sie eintreffen ist riesig. Die existierenden relationalen Systeme sind einfach nicht geeignet, solche Datenfluten zu verarbeiten. Der Grund der GE-Beteiligung liegt effektiv bei den Telemetrie-Aufgaben, denen die Firma immer häufiger gegenüber gestellt ist, zum Beispiel bei Flugzeugtriebwerken.
Die neue, von Pivotal entwickelte Umgebung zur Entwicklung datenintensiver Software-Applikationen soll offen und Open-Source, datenzentrisch, multi-cloud, Entwickler- und benutzerfreundlich sein. Die Plattform basiert natürlich auf Hadoop/HDFS, das Open-Source-Framework für datenintensive Aufgaben. Pivotal wird in Zukunft als Lizenz oder Service angeboten, in diesem Fall als PaaS (Platform as a Service) unter dem Namen Pivotal One. Die neue Firma, sie beschäftigt bereits 1250 Mitarbeiter, hat als Geburtsgeschenk von EMC und VMware Goodies wie Cloud Foundry, Spring, vFabric, Greenplum (Bearbeitung von massiv parallelen Queries) und Gemfire (leistungsstarke Verarbeitung von Transaktionen) erhalten.
Nachhaltigkeit: kurzfristig und langfristig rentabel
Auch auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit will EMC führend sein. Vize-Präsidentin Kathrin Winkler ist dort Chief Sustainability Officer. Mit ihrer Gruppe ist sie verantwortlich, dass Nachhaltigkeitsaspekte bei sämtlichen Aktivitäten der Firma berücksichtigt bleiben. Zu diesem Zweck arbeitet sie sowohl mit den Kunden wie intern, unter anderem in einem Mitarbeiter-Beteiligungsprogramm mit Motto: «Wie können wir anders arbeiten». Alle Dienste, Engineering, Fertigung, Einkauf, Rechtsabteilung sind davon betroffen und der gesamte Lebenszyklus der Produkte wird gedeckt. Die Ziele sind gesetzt, deren Umsetzung ist im Gang, der Treibhausgasausschuss wird gemessen und Belohnungen werden vergeben. In regelmässigen Abständen wird der EMC Sustainability Report publiziert. «Nachhaltigkeit ist sowohl kurzfristig wie langfristig rentabel. Zum Beispiel hat eine unserer Ingenieurgruppen ein Verfahren entwickelt um beim Kühlen von Komponenten mit flüssigem Stickstoff die gewünschte Temperatur nicht zu unterschreiten. Dadurch wird Energie gespart und die Kosten des Vorganges sind reduziert. Allgemein erzeugen wir durch bessere Materialwirtschaft und Wiederverwertungen bemerkenswerte Einsparungen. Langfristig schaffen wir dadurch Wert, sowohl für unsere Kunden wie für unsere Gesellschafter. Nachhaltigkeit muss bottom up und top down betrieben werden. Richtlinien sind ungenügend, Grünwäscherei bringt nichts, wichtig ist die Umsetzung in der Praxis.» Den Blog, auf dem Kathrin Winkler ihren Kampf für Nachhaltigkeit beschreibt, finden sie auf http://www.interconnectedworld.typepad.com.
(Jean-Luc Perrenoud, Las Vegas)
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