Das ist neu in Ubuntu 16.04 LTS «Xenial Xerus», der Langzeit-Support-Variante des beliebten GNU/Linux-Betriebssystems. Seit der ersten Update-Version 16.04.01 ist es auch fehlerloser Einsatzbar und so stabil wie der LTS-Vorgänger 14.04 LTS. Wir zeigen die Neuerungen in den beiden wichtigsten Desktop-Ausgaben mit Unity und KDE.
Ubuntu 16.04 LTS «Xenial Xerus» ist seit dem 21. April 2016 veröffentlicht. Ubuntu, Ubuntu Kylin, Ubuntu Cloud, Ubuntu Core sowie die Server-Variante erhalten als LTS-Versionen wieder fünf Jahre Unterstützung, die anderen Varianten drei Jahre. Damit tritt «Xenial Xerus» die Nachfolge des jetzt zwei Jahre alten Ubuntu 14.04 LTS «Trusty Tahr» (Link zu unserem Test) an. Ein Update bestehender Trusty-Installationen wurde aus Stabilitätsgründen erst nach dem ersten Wartungsupdate 16.04.1 angeboten, das Canonocal am 28 Juli 2016 veröffentlichte.
Lizenzen verhindern populäres Dateisystem ZFS in Vorinstallation
Im Verlauf der Entwicklung von «Xenial Xerus» wurde eine Entscheidung von Canonical verlautbart, die innerhalb der Gemeinschaft kontrovers aufgenommen wurde: Die Bereitstellung von Binärdateien des ZFS-Kernelmoduls. Für die Anwender stellt diese Massnahme eine Erleichterung dar, da sie das Modul nicht selbst kompilieren müssen. Das altbekannte Problem mit ZFS ist jedoch, dass der Code unter der Lizenz CDDL steht; Linux hingegen unter der GNU General Public Lizence (GPL). Obwohl beide Lizenzen geistesverwandt sind, sind ihre Bestimmungen nicht miteinander vereinbar. Das ist zumindest die Auffassung der Free Software Foundation (FSF) und Richard Stallman, sowie weiterer Experten der GPL-Lizenzierung wie das Software Freedom Law Center (SFLC). Dem entgegen steht eine Rechtsauskunft, die Canonical zu der Sache eingeholt hat.
Eine Klärung der Sache würde wohl erst ein Gerichtsurteil bringen – wobei die Richter in unterschiedlichen Instanzen durchaus unterschiedlich entscheiden könnten. Ob es jemals dazu kommt, ist allerdings noch offen. Zwar scheint durch die Binärmodule niemandem ein Schaden zu entstehen. FSF dürfte es nicht hinnehmen, wenn Canonical einen Präzendenzfall einer Lizenzverletzung schafft, der nicht verfolgt wird. Im Hintergrund steht auch noch Oracle als Inhaber der Rechte an ZFS. Auch aus diesem Grund würden es FSF und SFLC vorziehen, wenn keine Klage notwendig wäre. Sie appellieren schon länger an Oracle, den ZFS-Code einfach unter der GPL zu lizenzieren. Bis das geschieht, ist der Fall ZFS nicht ausgestanden und könnte für Canonical durchaus noch Konsequenzen haben.
Wie sich nun herausstellt, ist ZFS in Ubuntu 16.04 LTS tatsächlich als Binärmodul vorhanden. Die zugehörigen Werkzeuge sind jedoch nicht vorinstalliert, sondern müssen aus dem Archiv bezogen werden. Auch wird ZFS bei der Installation nicht als Option angeboten. Eine Nutzung von ZFS für die Rootpartition ist somit in Ubuntu 16.04 LTS (noch) nicht vorgesehen.
Installation von Ubuntu 16.04 LTS
Die Installation von Ubuntu ist wie immer kein Problem, denn sie geht schneller und einfacher vonstatten als bei den meisten anderen Distributionen. Für Testzwecke ist extrem schnell ein lauffähiges System installiert, weil man hier grösstenteils die Standardeinstellungen verwenden kann. Für ein dauerhaft eingesetztes System lohnt es sich allerdings, mehr Aufwand zu betreiben und von den erweiterten Optionen Gebrauch zu machen, die weitgehend alle nur denkbaren Bedürfnisse abdecken.
Die einfachste Installation bietet ein Live-System, das als ISO-Image zum Download bereitsteht. Dieses «Desktop-Image» ist rund 1,5 GB gross und kann auf DVD oder einem USB-Medium verwendet werden. Gegenüber der Vorversion ist es um satte 0,4 GB angewachsen. Die ISO von Kubuntu ist um 0,2 GB gewachsen und mit etwas über 1,5 GB geringfügig grösser als Ubuntu.
Gegenüber der Vorversion hat sich an der Installation nichts Merkliches geändert. Das Installationsprogramm Ubiquity bietet ähnlich wie der Debian-Installer oder Anaconda von Fedora alle Möglichkeiten an, die Festplatten zu partitionieren und das System darauf zu installieren. Die gesamte Festplatte oder einzelne Partitionen können verschlüsselt werden, und LVM wird unterstützt, wenn man die automatische Partitionierung auswählt. Merkwürdigerweise fehlt LVM, wenn man manuell partitionieren will. Auch ZFS wird zum Installationszeitpunkt noch nicht unterstützt. Das gilt auch, wenn man die Installation im Expertenmodus startet, was nur über eine Option des Bootloaders möglich ist. Unklar ist dabei aber, ob der Expertenmodus überhaupt noch eine Auswirkung hat.
Nachdem die Partitionierung definiert ist, beginnt im Hintergrund bereits die Installation, die in weniger als einer halben Stunde abgeschlossen ist. Währenddessen wird man nach weiteren Parametern gefragt. Mit Zeitzone, Tastaturbelegung, Name und Passwort ist dieser Part auch schon abgeschlossen, weitere Angaben werden nicht benötigt.
Für die Installation der Desktop-Version erwiesen sich im Test 1 GB RAM nicht mehr als ausreichend. Zumindest bei Kubuntu kam es zu einem Abbruch der Installation wegen Speichermangel. Der Grund ist sicher der exorbitante Speicherbedarf von Umgebungen wie GNOME, KDE und Unity, der deshalb zuschlägt, weil die Installation von einem Live-System aus durchgeführt wird. Es sind also 1,5 oder 2 GB Speicher nötig, um das System zu installieren. Auch für den späteren Betrieb empfiehlt sich diese Menge oder noch mehr, um flüssig arbeiten zu können. Eine grosse Einschränkung ist das nicht, da kaum ein x86-Rechner in den letzten zehn Jahren mit weniger RAM gebaut worden sein dürfte. Mit alternativen Installationsmethoden genügt auch weniger RAM immer noch.
Ausstattung
Bevor auf die Desktopumgebungen Unity und KDE eingegangen wird, wird zuerst ein Blick darauf geworfen, aus welchen Versionen von Software sich das Grundsystem zusammensetzt und was sich bei den anderen Ubuntu-Varianten getan hat. Das meiste davon kann hier jedoch nur kurz beschrieben werden.
Ubuntu 16.04 LTS ist erstmals auf der S390x-Architektur von IBM lauffähig. Als Kernel wird Linux 4.4 eingesetzt. Dazu kommen zahlreiche aktualisierte Softwarepakete wie Python 3.5 (Python 2 wird nur noch auf dem Desktop vorinstalliert), Go 1.6, OpenSSH 7.2p2, glibc 2.23 und GCC 5.3.1. Diese GCC-Version ist keine offiziell veröffentlichte, vielmehr handelt es sich um GCC 5.3 vom Dezember 2015 mit einigen Korrekturen. Auch einige Bestandteile von GCC 6 sind installiert, doch GCC 6 wurde erst eine Woche nach Ubuntu offiziell freigegeben.
Eine wichtige Neuerung ist das neue Paketformat «Snap», das gemeinsam mit dem DEB-Format existieren kann. Snap-Pakete enthalten Anwendungen mitsamt dem grössten Teil ihrer Abhängigkeiten, was ihre Aktualisierung unabhängig vom Rest des Systems ermöglicht. Momentan stehen zumindest in den vorkonfigurierten Repositorys nur wenige Snap-Pakete zur Verfügung. Davon dürfte «tor-middle-relay» das interessanteste sein. Installierte Snap-Pakete landen unter «/snap». Unter «/snap/ubuntu-core» wird ein minimales Ubuntu installiert, das den Snap-Anwendungen vermutlich als Root-Dateisystem dient. Insgesamt ist es wohl noch zu früh, sich eingehend mit Snap zu beschäftigen.
Die Server-Ausgabe bietet sich mit LXC 2.0 und LXD 2.0 als Host für Container an. Zusätzlich wird auf OpenStack in der neuesten Version, dazu auf Juju 2.0 und MAAS 2.0 gesetzt. Das Dateisystem ZFS wird mitgeliefert und erstmals ist das verteilte Dateisystem CephFS mit dabei. Damit will sich Ubuntu als Basis für private Clouds und Speichersysteme in Unternehmen aller Grössen anbieten. Neben Servern mit x86- oder Power8-Basis ist Ubuntu Server aber auch für Kleinstsysteme wie den Raspberry Pi verfügbar.
Weitere offizielle Varianten von Ubuntu werden nicht von Canonical, sondern von der Gemeinschaft unterstützt. Dazu gehört auch Kubuntu, auf das später noch eingegangen wird. Lubuntu installiert LXDE und widmete sich in Version 16.04 überwiegend Korrekturen, da geplant ist, später auf LXQt umzustellen.
Ubuntu GNOME aktualisierte GNOME auf Version 3.18. GNOME Software hat das Ubuntu Software Center ersetzt. Kalender und Logs werden installiert, die Entwicklungsumgebung Builder ist in den Archiven zu finden. X.org kann als unprivilegierter Benutzer laufen, alternativ gibt es eine experimentelle Wayland-Sitzung zu erkunden. Das ebenfalls GNOME-basierte Ubuntu Kylin das an chinesische Benutzer angepasst ist, erhielt neben Aktualisierungen auch Korrekturen bezüglich der Internationalisierung.
In Ubuntu Mate wurde der gleichnamige Desktop auf Version 1.12 aktualisiert. Ubuntu Studio setzt auf einen Xfce-Desktop mit Whisker-Menü und ffmpeg statt libav (wie auch Ubuntu generell). Einige Multimedia-Pakete kamen hinzu, andere wurden aktualisiert. Es findet sich jetzt nur noch eine Version von Ardour in den Archiven. Xubuntu, die Xfce-Ausgabe, hat hingegen kaum Änderungen zu vermelden. Es wurden einige Hintergrundbilder aus der Gemeinschaft hinzugefügt und das Ubuntu Software Center wurde wie bei GNOME durch GNOME Software ersetzt.
Ubuntu startet ziemlich schnell, wie schon in Version 15.10. Es setzt, anders als Kubuntu, eine Hardware-3-D-Beschleunigung voraus, die bei Grafikkarten, die das nicht bieten, durch «llvmpipe» emuliert wird. Bei einer ausreichend schnellen CPU ist das Verfahren von der Geschwindigkeit immer noch gerade so erträglich, bei zwei oder mehr CPUs ist es mittlerweile ganz brauchbar, von sehr grafikintensiven Anwendungen abgesehen.
Das Grafiksystem ist bei X.org 7.7 geblieben, da es keine neue Version von X.org in der Zwischenzeit gab. Allerdings wurden einige Komponenten von X.org aktualisiert, darunter der X-Server 1.18.3, und Mesa 11.2.0. Unity 8 ist als Vorschau mit dabei. Auch mit den neuen Display-Servern Mir und Wayland kann man experimentieren, wenn man sie installiert. Ansonsten bringt Ubuntu 16.04 LTS auf dem Desktop in erster Linie Korrekturen. Viele Anwendungen erhielten mehr oder weniger grosse Verbesserungen durch neue Versionen. LibreOffice wird in Version 5.1.2 mitgeliefert. Chromium 49 und Firefox 45 sind unter den mitgelieferten Webbrowsern zu finden.
Wie gewohnt hat Root keinen direkten Zugang zum System, sondern die Benutzer der Gruppe sudo können über das Kommando sudo Befehle als Root ausführen. Der Speicherverbrauch von Unity ist gegenüber der Vorversion wieder gestiegen, was aber auch an der virtuellen Maschine oder anderen Faktoren liegen könnte. Rund 680 MB benötigt die Umgebung allein, ohne dass irgendwelche produktive Software gestartet wurde. Über 240 MB davon entfallen auf Compiz. KDE benötigt in der Standardinstallation mit einem geöffneten Terminal-Fenster etwa 650 MB und damit ebenfalls noch mehr als zuvor. Die Messung des Speicherverbrauchs der Desktops kann jeweils nur ungefähre Werte ermitteln, die zudem in Abhängigkeit von der Hardware und anderen Faktoren schwanken. Aber als Anhaltspunkt sollten sie allemal genügen.
Unity
Unity liegt jetzt in Version 7.4 vor. Die wenigen Änderungen gegenüber Version 7.3 sind nur schwer zu entdecken. Der Amazon-Button, der einen Browser mit einer Amazon-Shopping-App startet, ist immer noch im Starter vorhanden, lässt sich aber mit zwei Klicks entfernen. Die Suche dagegen, die früher in umstrittener Weise auch Internet und Online-Shops (Amazon) einbezog, ist jetzt standardmässig auf den eigenen Rechner beschränkt. Man kann die Online-Suche immer noch in den Einstellungen aktivieren.
Der Standard-Webbrowser in Ubuntu ist Firefox, die Standard-Büro-Suite LibreOffice. Für E-Mails ist Thunderbird 38.6, dessen Icon nicht in die Startleiste eingebunden ist, zuständig. Die sonstigen installierten Programme sind im Wesentlichen die Standard-Programme von Gnome, die zumindest grundlegend die häufigsten Aufgaben abdecken. In den meisten Fällen bieten sie gerade einmal Grundfunktionen, sodass man sich gerne nach leistungsfähigeren Programmen im Software-Center umsieht.
Apropos: Das Software-Center ist nun ein komplett anderes. Zwar trägt es den Namen „Ubuntu Software Center“, es handelt sich dabei aber um das umbenannte GNOME Software-Center. Die Funktionalität ist nicht viel anders als zuvor, allenfalls etwas einfacher. Das Center bietet nach wie vor eine Fülle von zusätzlichen Applikationen, penibel in Kategorien unterteilt, und lädt durchaus zum Stöbern ein. Schnell werden selbst erfahrene Benutzer auf bisher unbekannte Programme stossen, die sich als nützlich erweisen könnten. Selbst für Spezialgebiete ist Software paketiert. Allerdings ändert das nichts daran, dass es im Internet noch weitaus mehr Software gibt, als die Distributionen je bereitstellen können. Wer also im Software-Center nicht fündig wird, sollte ergänzend eine Web-Suche starten.
Ubuntus Plan für das Software Center war, Plug-ins zu entwickeln, um eigene Bedürfnisse abzudecken. Offenbar wurde keines der Plug-ins rechtzeitig fertig, denn zu sehen ist von ihnen nichts.
Alle Standard-Anwendungen verwenden jetzt nach Auskunft Webkit 2 anstelle des obsoleten Webkit, bei dem immer noch fraglich ist, ob alle bekannten Sicherheitslücken behoben sind. Der GNOME-Kalender ist nun standardmässig installiert, das Messaging-, Telefonie- und Videotelefonieprogramm Empathy und das Brennprogramm Brasero dagegen nicht mehr.
KDE
Kubuntu 16.04 LTS setzt den Plasma-Desktop 5.5.5 und die KDE-Anwendungen in Version 15.12 ein. Es ist die erste Veröffentlichung des nunmehr von Ubuntu unabhängigen Entwicklerteams. Nach dem katastrophalen Eindruck, den Kubuntu 15.10 aufgrund von Speicherlecks und Fehlern hinterlassen hatte (siehe freiesMagazin 12/2015 [21]), soll die neue Version stabil und gereift sein. Der Speicherbedarf ist direkt nach dem Start 650 MB, nur geringfügig weniger als bei Unity. Dabei verschlingt allein MySQL 190 MB, viele weitere MB gehen auf das Konto von Akonadi, das etliche Prozesse startet. Ob man die alle haben will, sei dahingestellt, genau wie das Aussehen der Oberfläche. Letztere ist zumindest in weiten Grenzen konfigurierbar.
Plasma 5.5 verhält sich in vielen Punkten genauso wie KDE 4, sodass der Umstieg nicht schwerfallen sollte. Bei den Anwendungen hat sich nicht so viel getan, dass man es extra aufzählen müsste. Bei im Prinzip identisch gebliebenem Verhalten kamen natürlich im Zuge der Entwicklung einige Verbesserungen und neue Funktionen hinzu.
Die herausragendste Änderung ist das neue Software-Center „Plasma Discover“, das vor einem halben Jahr noch „Muon Discover“ hiess. Es hat seit der Umbenennung (auf Deutsch heisst es jetzt „Entdecken“) einige Funktionen hinzugewonnen und lässt sich auch zur Verwaltung der installierten Pakete und zur Installation der Updates einsetzen. Die installierte Version ist 5.6.2.
Wie bisher immer behält Kubuntu weitgehend die Standardeinstellungen von KDE bei. Das bedeutet die Voreinstellung vieler Effekte, darunter viel Transparenz, was den Arbeitsfluss durchaus stören oder verlangsamen kann. Immerhin funktionieren die Effekte, im Gegensatz zu Unity, auch ohne Hardware-3-D-Beschleunigung mit akzeptabler Geschwindigkeit.
Auch Kubuntu installiert Firefox als Standard-Browser, der genauso eingerichtet ist wie unter Unity. Als Musik-Player ist Amarok 2.8 vorinstalliert, wie schon seit Kubuntu 13.10. KDE PIM mit Kontact ist in Version 5.1.3 installiert und damit erstmals als Version, die unter Qt 5 und den KDE Frameworks (5.18) läuft. Ausserdem ist LibreOffice vorhanden. Weitere Anwendungen muss man aus den Repositories nachinstallieren, wenn man sie braucht.
Multimedia im Browser und auf dem Desktop
Nicht viel Neues gibt es im Multimedia-Bereich. OpenH264 ist in Firefox als Plug-in vorinstalliert und aktiviert, um WebRTC zu ermöglichen. Der eigentliche Plug-in-Code wird offenbar beim ersten Start heruntergeladen. Diese Vorgehensweise hat ihre Ursache darin, dass Cisco, von dem der Code stammt, nur für das binäre Plug-in die angefallenen Patentlizenzen bezahlt hat. Der Quellcode des Moduls ist zwar unter der BSD-Lizenz verfügbar, allerdings wird dieser von der Patentlizenz nicht abgedeckt. Die vorinstallierte Firefox-Erweiterung Ubuntu Firefox Modifications ist bei Version 3.2 geblieben. Es ist die einzige vorinstallierte Erweiterung.
Wie immer muss man zum Abspielen der meisten Video-Formate (und diverser Audio-Formate wie MP3) zuerst das passende Plug-in installieren. Die Software-Verwaltung weist jetzt darauf hin, dass einige dieser Plug-ins von Softwarepatenten belastet sein könnten, was aber zumindest Privatnutzern völlig egal sein kann.
Wenn man ein zusätzliches Plug-in benötigt, wird dies unter Unity und GNOME von den jeweiligen Anwendungen in einer Dialogbox angezeigt. Diese sucht nach passenden GStreamer-Plug-ins, schlägt sie zur Installation vor und kann sie anschliessend installieren. Das funktioniert korrekt, nach der Plug-in-Installation muss man allerdings die Player-Software neu starten.
Auch Web-Videos funktionieren weitgehend. Die Ubuntu-Version von Firefox kann über GStreamer alles abspielen, wofür Plug-ins installiert sind, also auch Flash. Lediglich Webseiten, die explizit das Adobe-Flash-Plug-in verlangen, funktionieren so nicht. Das Flash-Plug-in gibt es für Firefox bzw. Iceweasel zwar noch, es wird aber bis auf Korrekturen von Sicherheitslücken nicht mehr gepflegt. Das grösste Problem ist jedoch, dass Mozilla den Benutzern viele lästige Hürden in den Weg legt, wenn sie das Plug-in weiter nutzen wollen. Workarounds sind die Verwendung eines anderen Browsers wie Google Chrome oder Chromium mit dem von Google stammenden proprietären Pepperflash-Plug-in. Andere Workarounds sind das Herunterladen der Videos, um sie in einem Player offline oder als Stream anzusehen, oder die Installation von Gnash, das jedoch keinen Erfolg garantiert.
Unter KDE sieht es im Prinzip genauso aus, nur dass die Geschwindigkeit auch ohne 3-D-Hardware akzeptabel ist. Amarok ist der Standard-Audioplayer. Früher wurden auch unter KDE fehlende Plug-ins korrekt nachinstalliert oder waren bereits vorhanden. Das ist in 16.04 LTS wie schon in 15.10 nicht der Fall. Amarok und Dragonplayer funktionieren schlicht nicht, wenn die Plug-ins fehlen. Leider scheint auch jegliche Unterstützung für die Nachinstallation zu fehlen. Es bleibt nur die Installation von Hand, im Grunde die Pakete gstreamer1.0-plugins-ugly, gstreamer1.0-plugins-bad-videoparsers und gstreamer1.0-libav.
Fazit
Canonical hat gut daran getan, in 16.04 LTS auf alles zu verzichten, was nicht stabil oder ausgereift ist. Das Resultat ist eine sehr stabile Distribution, die als Grundlage für das langfristige Arbeiten dienen kann. Sogar kontroverse Einstellungen wie die Online-Suche wurden zurückgenommen und einstellbar gemacht. Dafür sorgte Canonical gleich für neue Kontroversen, indem es Binärmodule von ZFS mitliefert. Diese Entscheidung dürfte noch Folgen haben. Im günstigsten Fall würde Oracle die Lizenzierung von ZFS auf die GPLv2 erweitern.
Die Desktopumgebungen Unity und KDE machen einen guten Eindruck, was besonders bei KDE erwähnenswert ist, das in der letzten Version noch geradezu desaströs war. Bei beiden getesteten Umgebungen sowie auch bei GNOME ist der Speicherverbrauch exorbitant, aber ob man damit leben kann, entscheidet letztlich jeder selbst.
Verbessern könnte Canonical die Sicherheitsupdates des Systems. Denn erst kürzlich wurde wieder darauf hingewiesen, dass nur das main-Repositorium volle Sicherheitsunterstützung für fünf Jahre erhält. Das Gros der Bibliotheken und Anwendungen liegt aber im universe-Repository vor, und hier ist die Unterstützung lückenhaft. Das ist allerdings nichts Neues und auch keineswegs ein Geheimnis.
Man kann Canonical gewiss nicht vorwerfen, bei der Sicherheit nichts zu tun – beispielsweise arbeiten Canonical-Entwickler daran, mehr Sicherheitsfunktionalität in den Kernel zu bekommen. Es wäre auch einmal interessant, zu sehen, wie viele Sicherheitslücken durch das aktivierte AppArmor bereits abgefangen werden, sodass sie nicht ausnutzbar sind. Auf lange Sicht sind solche Massnahmen sogar sinnvoller als die Korrektur jedes einzelnen Fehlers in Anwendungen. Denn wenn eine Lücke in einer Anwendung erkannt und geschlossen wird, kann der Schaden bereits angerichtet sein, während andere Schutzmassnahmen wie AppArmor bereits im Vorfeld wirken.
(Hans-Joachim Baader / Text- und Bilder-Lizenz: CC-BY-SA)
Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel basiert auch „Ubuntu und Kubuntu 16.04 LTS“, der zuvor bei Pro-Linux erschien.
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