Linux 3.4 und 3.2-Support: April im Kernelrückblick

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Der Linux-Kernel, auf den alle Distributionen wie Ubuntu, Fedora und Red Hat Enterprise  aufsetzen, ist im April in der Version 3.4 erschienen. Mathias Menzer erklärt zum Release des Linux-Kernel 3.4 die letzten Änderungen wie die Treiber-Unterstützung von Nvidias Kepler-Grafikchips.

Klick zum Vergrössern: Die Karte des Linux-Kernels. (pd)

 

Fast wäre es ein Aprilscherz geworden, aber Linux 3.4-RC1 erschien auch nach unserer Zeit noch am 31. März und signalisierte damit, dass die Zeit zum Einreichen von Änderungen abgelaufen ist. Unter den Funktionen, die aufgenommen wurden, ist eine zusätzliche ABI für die Ausführung von 32-Bit-Programmen auf 64-Bit-Systemen. Die neue x32-ABI erfordert extra für sie kompilierte Anwendungen, diese sollen dann jedoch schneller laufen als mit i386 oder x86_64. Der Nouveau-Treiber unterstützt nun auch die neuen Nvidia-Karten mit Kepler-Chip, was dem Einsatz des Entwicklers Ben Skegg zu verdanken ist.

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Die zweite Vorabversion lieferte neben den üblichen ersten Fehlerkorrekturen noch ein paar Nachzügler – Pull Requests, die zwar rechtzeitig eingereicht, aber zum RC1 noch nicht berücksichtigt wurden. Dazu zählen HSI (High Speed Serial Interface), eine DMA-Puffer-Schnittstelle für DRM namens «PRIME» und ein DMA-Mapping-Framework. Zu Linux 3.4-RC3 hin ging die Zahl der Änderungen erwartungsgemäß zurück. Größere Änderungen waren hier der Treiber für die Kyro-Grafik-Chipsätze von STMicroelectronics, der bislang leider nicht mit x86_64-Systemen zurechtkam, und Fehlerkorrekturen an dem SSD-Treiber mtip32xx für Micron-SSDs.

Auf den ersten Blick schien RC4 ein Rückschritt zu sein, schoss doch die Zahl der geänderten Codezeilen erheblich in die Höhe. Der Grund lag hier jedoch darin, dass das Bootlogo der Architektur für Motorolas 68000er Serie von Mikroprozessoren von einem Bereich in einen anderen verschoben wurde und den Diff damit erheblich aufblähte, auch wenn er sonst nur kleinere Korrekturen zu bieten hatte. Wer nun auf eine weitere Beruhigung gehofft hatte, wurde von Linux 3.4-RC5 nicht wirklich enttäuscht. Zwar war diese Entwicklerversion wieder etwas größer, doch die meisten Änderungen liegen in der Kategorie Fehlerkorrektur und fallen recht kompakt aus.

Linux 3.2 erhält Langzeit-Support

Als Longtime-Kernel werden einige ausgewählte Kernel-Versionen über zwei Jahre hinweg gepflegt, während die regulären produktiven Kernel nur bis zur Veröffentlichung ihres Nachfolgers mit Updates ausgestattet werden. Der jüngste Spross ist nun Linux 3.2, der künftig von Debian-Entwickler Ben Hutchings betreut werden wird. Debian nutzt diese Version für das kommende Debian-Release. Auch Ubuntu wird hiervon Nutzen ziehen, setzt doch die gerade veröffentlichte Version 12.04 auch Linux 3.2 ein. Zudem kam 12.04 auf die neue LTS-Version; LTS steht für Langzeit-Support. Sie wird die nächsten 5 Jahre mit Updates versorgt.

Dagegen wird die Pflege eines anderen Langzeit-Kernels nun eingestellt. Willy Tarreau, der bislang die Kernel-Reihe 2.4 betreut hat, verkündete das Ende des Supports und dass es keine weiteren Releases mehr geben werde (Link). Diese Reihe wurde seit 2001 gepflegt, obwohl seit Ende 2010 keine Veröffentlichung mehr kam. Damit ist 2.4 die bislang am längsten gepflegte Kernel-Reihe, wenn man berücksichtigt, dass bereits 2003 der erste 2.6er Kernel erschien – ein echter Langzeit-Kernel.

(Mathias Menzer)

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Mathias Menzer
Mathias Menzer behält die Entwicklung des Linux- Kernels im Blick, um über kommende Funktionen von Linux auf dem Laufenden zu bleiben und immer mit interessanten Abkürzungen und komplizierten Begriffen dienen zu können.