Leuthard eröffnet Energiewende bei Migros

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Die Energiewende kann kommen. Der erste Grossverbraucher der geht ans Netz des 21. Jahrhunderts. Bundesrätin Leuthard hat den Testbetrieb des -Systems «Flexlast» in Neuendorf (SO) zusammen mit -Chef Herbert Bolliger eröffnet. Ab August schaltet sich auch die schweizweit grösste Photovoltaik-Anlage ins ein.

Schweizer Smart Grid für Energiewende: Flexlast-Start mit Keller, Leuthard und Bolliger.

Feiern den Produktionsstart des Smart-Grid-Projekts (vl.): IBM Schweiz-Chef Christian Keller, Energieministerin Doris Leuthard und Migros-Präsident Herbert Bolliger. (mro)

Der grösste Kühlschrank der Schweiz wird ab Ostermontag computergesteuert im Schweizer Stromnetz die Last auszugleichen helfen. «Ich muss danke sagen und finde es bewundernswert, wie die Migros in zukunftsgerichtete Projekte investiert», sagte die Energieministerin Doris Leuthard in Neuendorf (SO). Sie besuchte am Gründonnerstag den Migros-Verteilbetrieb und bezeichnete das Flexlast-Projekt als vorbildlich. Durch vernetztes Denken und Handeln der verschiedenen beteiligten Unternehmen entstehe etwas einzigartiges. Greenbyte.ch hat zu Entwicklungsstart des des Smart-Grid-Leuchtturm-Projekts «Flexlast» bereits zu den Zielen der beteilgten Unternehmen und den technischen Herausforderungen berichtet (Link).

Kälteanlagen verbrauchen 14 Prozent des Schweizer Stroms

flexlast start mit leuthard

Zur Eröffnung im Tiefkühl-Verteilzentrum von Migros (vr.): Frau Landammann Esther Gassler im Gespräch mit Bundesrätin Doris Leuthard und MVN-Geschäftsleiter Hans Kuhn. (mro)

8 Megawatt Strom als Kühlleistung saugt der Riese aus dem Netz, um die Temperatur bei Minus 26 Grad zu halten. Der Jahresverbrauch 2012 kam auf 16,3 Millionen Kilowattstunden, sowiel wie 4100 Haushalte und zwei Drittel des gesamten Stromverbrauchs des Migros-Verteilbetrieb Neuendorf (MVN) von 26 Millionen Kilowattstunden. „Der Stromverbrauch für Kälteanlagen kann mit solchen Systemen schweizweit um rund 20 Prozent gesenkt werden“, rechnete Leuthard vor. Insgesamt verbrauchen Kälteanlagen jährlich rund 8 Milliarden Kilowattstunden. «Das sind 14 Prozent des gesamten Stromverbrauchs», so die Energieministerin. Das Bundesamt für lotet in einer Studie zum Projekt auch das Gesamtpotenzial der Smart-Grid-Laststeuerung in der Schweiz aus.

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Auf dem Dach entsteht grösste -Anlage

Zudem ensteht auf allen geeigneten Dächer der MVN eine Photovoltaik-Anlage für 13,3 Millionen Franken. Die schweizweit grösste Anlage mit einer Gesamtfläche von 32’000 Quadratmeter ist so gross wie 123 Tennisplätze. 20’000 Module produzieren ab August 5,21 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Damit kann ein Drittel des Tiefkühl-Stromverbrauchs im MVN gedeckt werden. Die Solarstrom-Produktion entspricht umgerechnet einem Drittel der Energie der Atombombe Little Boy, die 1945 auf Hiroshima fiel.

Flexlast testet Solar-Energie im Smart Grid

Betrieb 3 Tiefkühl-Logistik Neuendorf

Migros’ Tiefkühl-Logistikzentrum in Neuendorf verbraucht pro Jahr soviel Strom wie 4100 Haushalte. (pd)

Die Kraft aus der Sonne wird ebenfalls in das Flexlast-System eingebaut. So kann die Unabhängigkeit der MVN vom Netz noch weiter erhöht werden und Stufe 2 des Projekts, die Einspeisung von Strom ins Netz, früher als geplant gestartet werden. «Die Solar-Anlage und das Flexlast-Projekt sind von zwei verschiedenen Gruppen geplant worden», sagte Urs Peter Naef gegenüber Greenbyte.ch. Die Netzpartner BKW und Swissgrid erhält so wertvolle Daten zum Lastmanagement von Photovoltaik mit einem Grossverbraucher.

«Dieses Projekte machen deutlich, dass die Verantwortlichen der Migros nicht warten, bis klar ist, wie hoch die Subventionen für ihr Projekt ausfallen werden. Sie handeln und gehen damit ein finanzielles Risiko ein. Das ist echtes Unternehmertum und verdient Respekt», sagte Leuthard. «Es ist ein Leuchtturmprojekt, das ich gerne bewerben werde und sicherlich auch im Ausland von sich reden machen wird. Sie hat es geschafft, etwas Greifbares zu schaffen», so Leuthard.

Einmalige Zusammenarbeit für Flexlast

Herbert Bolliger, Präsident Migros-Genossenschafts- und MVN-Geschäftsleiter Hans Kuhn freuten sich über das Lob der Bundesrätin. Die Netzpartner Swissgrid und BKW FMB Energie sowie das Bundesamt für Energie als Förderer und Unterstützer sind ebenfalls mit dabei. Alle diese Firmen und IBM haben noch nie so zusammen gearbeitet.

«Wir freuen uns, dass die Entwicklung des Projekts zusammen mit allen Partnern erfolgreich abgeschlossen wurde», sagte Christian Keller gegenüber Greenbyte.ch, General Manager von IBM Schweiz und Österreich. Er sei gespannt auf die ersten Testresultate. Danach könne man das Potential für weitere Smart-Grid-Projekte abschätzen.

IBM-Forschung profitiert von Schweizer Unternehmen

Ein solch grosser Stromabnehmer ist auch für IBM eine grosse Nummer. «Es ist das grösste Smart-Grid-Projekt von IBM mit einem Grossverbraucher», sagte Norbert Ender, der bei IBM für den Bereich Smart City für die Schweiz und Österreich führt. Die Entwicklung leitet das IBM-Forschungszentrum in Rüschlikon. Das Projekt in Neuendorf (SO) profitierte von den Resultaten des EU-Smart-Grid-Projekts Ecogrid in Dänemark. Aber auch die Resultate der Pilotprojekte in Ittigen (BE) und Zürich (mit Handy-App der EKZ) wurden dort mitentwickelt und sind in Flexlast eingeflossen.

(Marco Rohner)

 

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Marco Rohner
Journalistischer Unternehmer der neu erfindet, wie Geschichten in einer allzeit verbundenen Welt erzählt werden. Er ist Herausgeber von Greenbyte.ch, dem weltweit exklusiven Online-Magazin über den nachhaltigen Nutzen von Informationstechnologie, gegründet im Jahr 2011 und 500'000 Leser in den ersten drei Jahren erreicht.