Big Data ist reif für alle Unternehmen. Am dritten Anlass «Big Data Erfolgsgeschichten» der Beratungsunternehmens Extendance stand nicht mehr die Frage im Raum, weshalb Big Data wichtig sei, sondern wie schnell jeder Bereich eines Unternehmens profitiert.
Der Umgang mit grossen Datenmengen, wie sie von Sensoren, Social Media oder Texten im Internet zusammenkommen, wurde erst in den letzten Jahren möglich. Seither entwickelt sich der grosse Technologie-Trend: «Big Data». «Ein typischer Anfang einer Präsentation zu Big Data ist die Definition, was Big Data sei. Die einfache Antwort ist: Who cares?», sagte Teradatas Chief Analytics Officer Bill Franks im Radisson Blue Hotel am Flughafen Zürich. Gleich nach der Definitionsfrage bestehe eine weitere Unklarheit: Ist die Big Data-Blase kurz vor dem Platzen? Franks: «Ja! Und nein!» Der Begriff sei umgeben von falschen Vorstellungen. Ein Beispiel: Die Einführung im Unternehmen sei billig, einfach und schnell. «Es ist genau umgekehrt», so Franks. Der Aufbau von Wissen zur Technologie und das Erlernen des Umgangs mit den vielen Daten sei teuer, gestalte sich schwierig und dauere lange. «Wir müssen Prioritäten setzen: Wir können nicht fragen, was sind die Möglichkeiten? Die sind unendlich. Statt dessen fragen wir uns lieber: Was sind die besten Möglichkeiten?»
«Stellen sie die richtigen Fragen!» Bill Franks
«Die grosse Herausforderung für Big-Data-Anwender ist, die richtigen Fragen zu finden», sagte Franks. Was soll man nur mit dem Datenhaufen anfangen? Mit Big Data ist nichts Neues erfunden worden! Bisher wurden Daten in strukturierte Tabellen sogenannter relationaler Datenbanken (SQL) abgelegt; meist so viel, wie man von Menschenhand eingeben konnte. Heute werden Daten automatisch von Maschinen generiert und in strukturierten Datenspeichern (NoSQL) gehalten, ohne Relationen. Die grosse, zwar wichtige, aber unglaublich mühselige Aufgabe ist dann natürlich die Sortierung der Daten, wenn man sie braucht. «Nicht alles ist wichtig», so Franks.
Bill Franks zeigte, wie sehr schon heute die richtigen Daten den Geschäftserfolg mitbestimmen, am Beispiel des Mobilfunk-Abonnements: Ein grosses Mobilfunk-Unternehmen hat alle Kunden mit einem Umsatz unter 30 Dollar für unwichtig erachtet und mehr Umsatz verloren als angenommen. Ein anderes Unternehmen der Mobilfunk-Branche hat die Umsatzdaten der Personen im Umfeld des 30-Dollar-Kunden in die Entscheidung miteinbezogen und siehe da: der Kunde hat in seinem Beziehungsnetz viele, sehr gute Kunden mit 75 bis 175 Dollar Umsatz pro Monat. Ihn als Kunden zu verlieren, könnte seine Freunde ebenfalls vertreiben.
Airbus und Vestas schaufeln Big Data
Reto Cavegn von IBM lieferte weitere Beispiele des Kundennutzens. Airbus spart mit erhöhter Effizienz von 5000 Flugzeug-Unterhaltsmitarbeiter jährlich 36 Millionen Euro. Verspätungen von Airbus’ Unterhaltsarbeiten sind teuer und Flugausfälle führen zu Bussen. Mit Big-Data-Technologie für Texterkennung wurden Betriebsanleitungen in Papierform eliminiert. Es konnten über 40 neue Flugzeuge in Betrieb genommen werden – ohne Personalausbau. Die Anrufzeit wurde von 50 Minuten auf 15 Minuten reduziert.
Der dänische Windturbinen-Hersteller Vestas hat die Kapital-Investitionen optimiert, die rund 2,5 Petabyte Wetterinformationen umfassen. Vestas nutzt Wettersimulationen, um den besten Standort von Windturbinen zur maximalen Stromproduktion und Langlebigkeit zu berechnen. Die Dauer dieser Berechnungen wurde von Wochen auf Stunden reduziert. Dies gelang mit 40 Prozent geringerem Stromverbrauch und somit weniger Kosten – trotz höherer Leistung der IT-Systeme. Insgesamt wurden 2,5 Petabyte an strukturierter und teilstrukturierter Informationsflüsse eingebunden. Und es geht noch besser: Das Datenvolumen kann im selben System noch bis 6 Petabyte steigen.
(Marco Rohner)
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