Die meistgenannten WhatsApp-Alternativen sind eine «Blackbox» für Datenschützer und im Falle von Skype, Google Hangouts und Facebook Messenger genauso unsicher. Chat Secure ist die seltene Ausnahme, vor Swisscom IO und Threema.
Die meistgenannten WhatsApp-Alternativen sind unbrauchbar. Sie sind im Falle von Skype, Google Hangouts und Facebook Messenger genauso unsicher. Ausserdem sind alle zusammen eine einzige «Blackbox». Selbst Threema, die den Datenschutz gut lösen, halten ihre Software unter komplettem Verschluss vor den Nutzern. Ohne quellenoffene Software (Open Source), kann man als Nutzer auch einem Schweizer Unternehmen nicht trauen, weil man nie genau weiss, was mit den Daten geschieht und ob die Verschlüsselung wirklich so sicher ist, wie vom Hersteller behauptet.
Offener Standard bietet freie und sichere Alternativen
Abseits des Datenschutzes spielt die einfache Bedienbarkeit, die hohe Verbreitung eine wichtige Rolle, um als echte Alternative gegen WhatsApp zu bestehen. Schliesslich will man den Kollegen und Angestellten in der Firma oder seiner Familie nicht selbst die Apps installieren. Zum Glück ist aber Instant Messaging nicht erst gestern erfunden worden. So gibt es viele Alternativen und vor allem wichtig für Sicherheit und Netzwerkeffekte: einen weit verbreiteten offenen Standard. Facebook ebenso wie WhatsApp nutzen den Standard «Extensible Messaging and Presence Protocol» (XMPP). Bei WhatsApp wir aber leicht manipuliert bei der App, damit die Nachrichten nicht wie bei Google und Facebook mit anderen Apps kompatibel sind. Google Talk nutzte ebenfalls die XMPP-Unterstützung, doch mit dem Start von Google Hangouts im Mai 2013 wurde sie eingestellt.
Mit freien Desktop-Anwendungen wie Jitsi oder Mobil-Apps wie Chat Secure für iOS und Android lässt sich mit einem Facebook-Konto genauso einfach wie bei WhatsApp kommunizieren, da aber mit der Option, die Abhörsicherheit einzuschalten. Diese Anwendungen sind freie Software und somit nicht nur gratis, sondern auch garantiert sicher vor Hintertüren der NSA und anderen Geheimdiensten oder Cracker-Banden.
Threema
Threema erfreut sich steigender Beliebtheit. Die App des Schweizer Manuel Kasper ist seit des NSA-Skandals und nun wieder mit der WhatsApp-Übernahme eine angesagte Alternative, wie viele gut gemeinte Tipps im Internet zeigen – auch bei etablierten Online-Medien. Der Schweizer Firmensitz und die sichere Verschlüsselung sind sicherer betreffend Datenschutz, als dies Google, WhatsApp und Facebook für ihre Dienste anbieten. Threema ist aber auch nicht quellenoffen, obwohl immerhin die wichtigste Teil, die Verschlüsselung, sich der freien Software-Bibliothek «NaCl» bedient. Man ist als Nutzer der Client-Software, der Macht des Herstellers und der Gewalt der Behörden ausgeliefert. Threema unterstützt keine offenen Standards wie XMPP, ist also inkompatibel mit andern Messengern von Google und Facebook. Als Vorteil für die Privatspäre wird das Adressbuch nicht auf Threemas Servern abgespeichert, die allesamt in der Schweiz stehen. Bei Kontaktsynchronisation des Nutzers werden verschlüsselte Zahlenreihen gebildet und diese nur temporär im Server gespeichert, bis andere bekannte Nutzer gefunden sind.
Swisscom IO
Swisscom IO haben wir bereits zum Start im Sommer 2013 vorgestellt. Wie bei Threema sind auch hier die Sicherheitsbedenken auf Software-Seite nicht geringer als bei WhatsApp; nur mit dem Unterschied, dass der Anbieter Swisscom selbst meint, alles sei sicher. Die Quellen sind aber nicht offen gelegt. Swisscom müsste hier Transparenz zeigen und die Nutzer wenigstens zur Software-Sicherheitsprüfung informieren. Dies müsste eine unabhängige Stelle übernehmen und Swisscom sollte dann ihre Nutzer über die regelmässige Prüfung und die Lücken genau informieren. Doch auch wenn die Nutzer informiert und wenn nötig gewarnt würden, selbst dann bleiben neue, unentdeckte oder trotz allem geheimgehaltene Hintertüren für Geheimdienste und Cracker, an die Daten zu kommen, ohne dass die Nutzer etwas merken. Da gibt es bessere Alternativen.
Chat Secure
Chat Secure (ehemals Gibberbot) ist eine freie, offene und sichere Alternative zu WhatsApp und Konsorten. Der Dienst nutzt OTR-Verschlüsselung über XMPP, damit lässt sich auch mit Facebook-Nutzername einloggen und kommunizieren. «Chat Secure» wird vom Guardian Project betreut, die eine ganze Software-Liste zur sicheren, abhörfreien Kommunikation für Smartphones anbieten. Unter anderem gibt es da auch einen TOR-Client für Android zum freien Download. Wie einfach und sicher «Chat Secure» sich einrichten lässt, zeigt das Projekt in diesem Tutorial zur sicheren Kommunikation.
(Marco Rohner)
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