Mit spitzenmässigen Investitionen in den Netzausbau steckt Sunrise auch 2014 noch in der Verlustzone. Das Ergebnis ist solider und ein Gewinn ist absehbar. Die Kundenzahl und Zufriedenheit steigt. Bereits jeder dritte Mobilfunk-Kunde von Sunrise nutzt das Angebot «Freedom».
Sunrise hat eine besser Geschäftsbilanz 2014 vorgelegt als im Vorjahr. Der Umsatz stieg 3,1 Prozent auf 2,08 Milliarden Franken, der bereinigte EBITDA um 2,8 Prozent auf 638 Millionen Franken. Der Verlust beträgt noch 8 Millionen Franken, vergleichsweise wenig zum Vorjahr mit damals 82 Millionen Franken.
Der Börsengang vom 6. Februar war der grösste IPO am SIX Swiss Exchange seit 2006. Den Refinanzierung-Erlös von 1,36 Milliarden Franken wurde zum Schuldenabbau des Konzerns eingesetzt. Damit spart Sunrise auf ein Jahr hochgerechnet 170 Millionen Franken an Zinsen. Ansatt 212 Millionen sind gegenüber den Geldgebern von nun an nur noch 42 Millionen Franken pro Jahr fällig.
Netz-Ausbau drückt Investitionskosten in die Höhe
Sunrise-CEO Libor Voncina hat an der Medienkonferenz drei Punkte hervorgehoben, die aus seiner Sicht für das erfolgreiche Jahr ausschlaggebend waren: die Netzinfrastruktur, die Kundenzufriedenheit und das erweiterte Angebot. 2014 hat Sunrise mit 356 Millionen Franken soviel in die Netz-Infrastruktur investiert wie noch nie. Damit sei der Gipfel erreicht. «2015 wird der LTE-Ausbau weiterhin vorangetrieben. Ab 2016 können wir wieder zum normalen Investitionsvolumen zurückkehren».
Das normale Investitionsvolumen ins Netz von rund 230 Millionen Franken ist im vergangenen Jahr um weitere 126 Millionen Franken übertroffen worden. Dies erforderte die Grunderneuerung des Mobilnetzes mit UMTS 900 und LTE sowie der Festnetz-Ausbau mit Glasfasern und der Breitband-Netz-Anbindung zu Swisscom, des sogenannten «Broadband Connectivity Services» (BBCS).
Jeder dritte Kunde nutzt Freedom
Besonders das Mobilfunk-Angebot Sunrise Freedom sei ein Wachstumstreiber. Bereits 37 Prozent der 2,46 Millionen Mobilfunk-Kunden nutzen Freedom. «Die Freedom-Kunden kaufen vermehrt Top-Smartphones; viel mehr als wir in anderen, früheren Angeboten verzeichneten», sagte der Sunrise-CMO Timm Degenhardt gegenüber Greenbyte.ch. Der Grund dafür sei der standardisierte Einstiegspreis bei Vertragsabschluss von einem Franken für jedes Gerät. Mit der Veröffentlichung des iPhone 6 stieg der Hardware-Umsatz allein im letzten Quartal auf 100 Millionen Franken.
Der Kundenbestand in der Kategorie «Mobile Postpaid» zeigt ein kontinuierliches Wachstum. Er stieg 2014 um 4,9 Prozent mit 61’900 Nettozugängen und erreichte am Jahresende 1’320’000 Abonnenten. Im Gegensatz dazu sinkt die Zahl der Pre-Paid-Abonnenten – ebenso ein langjähriger Trend.
Chamer Startup vermarktet Altgeräte
Top-Geräte wie das iPhone funktionieren länger als zwei Jahre und müssen nicht jedes Jahr ersetzt werden; dies ist den meisten Kunden in der Schweiz zwar klar, aber trotzdem locken die Neugeräte viele zum Neukauf. Greenbyte.ch fragte bei Degenhardt nach, was denn mit reparierbaren oder sonstigen Altgeräten passiere: «Wir arbeiten mit dem Recommerce zusammen. Dort gehen sie dann an neue Besitzer – ausserhalb der Schweiz.» Das Chamer Startup Recommerce wurde im April 2012 gegründet und schaffte es 2014 im Top100-Startup-Award auf Rang 23.
Erhöhte Popularität durch Roger Federer
Den grössten Wachstumstreiber sieht Voncina aber in der seit Januar 2014 aktiven Galionsfigur, Roger Federer. Der Tennis-Superstar aus der Schweiz habe geholfen, eine Lücke zu schliessen, die Voncina und seine Kollegen mehrmals an diesem Medienkonferenz betonten: Sunrise ist populärer. Oder in den Worten Voncinas: «die Diskrepanz zwischen Leistungsfähigkeit von Sunrise und der Wahrnehmung im Markt hat sich dank der Werbekampagne mit Roger Federer verringert.»
Die Errungenschaft der neu gefundenen Popularität baue aber nicht auf Werbesprüchen: Die Kundenzufriedenheit habe sich 2014 markant verbessert. Mittels eines Zufriedenheitswerts sei dies sogar messbar. Eine Software protokolliert dem Marketing-Chef persönlich die Feedbacks der Kunden. Wie Degenhardt direkt auf seinem Smartphone demonstriert, muss man als Sunrise-Kunde nur ordentlich sauer sein und bekommt innerhalb 24 Stunden ein Telefon von Spezialisten, die das Problem lösen sollen. Den grossen Worten sind Taten gefolgt, wie bei Federer gelten die Werte Transparenz und Glaubwürdigkeit offenbar auch im Sunrise-Hauptsitz.
LTE-A kommt trotz verringerter Netz-Investition
Die firmenintern rekordhohen Investitionen ins Netz haben Sunrise eine bessere Bilanz beschert. Zudem ist das Netz in den Tests der Zeitschrift Connect zum besten der Schweiz und zum drittbesten in Europa gekührt worden. Voncina hat aber nochmals betont, dass die Investitionen ins Netz nun abnehmen. Als eine Warnung ist das nicht zu interpretieren, vielmehr waren die Investitionen gemäss Voncina ein Resultat der früheren Probleme mit dem ehemaligen Zulieferer der Netz-Infrastruktur Alcatel-Lucent. Voncina hat bestätigt gegenüber Greenbyte.ch, dass die nötigen Investitionen ins Netz auch in Zukunft getätigt werden und weniger Spezialaufwand keinem Sparprogramm gleich komme. «Wir haben nun mit Huawei eine gute und zukunftsfähige Infrastruktur», so Voncina.
«Ein Upgrade auf LTE-Advanced, das uns erstmal Geschwindigkeiten bis 300 Megabit pro Sekunde ermöglicht, ist im Rahmen des normalen Investitionsbudgets geplant», sagte Voncina gegenüber Greenbyte.ch. Dazu benötige Sunrise nur ein Software-Update und ein verdoppeltes Frequenzband, das man ja ersteigert habe. Dazu kämen zum Lastausgleich dann noch die Updates der eigenen Backbones, die mit dem eigenen, bereits bestehenden Glasfaser-Netz die Zukunft sicherstellen. So datenhungrig wie die Schweizer sind, wird ein Ausbau wohl früher als erwartet nötig sein.
Update 27.03.2015, 9:14 Uhr: Die Nachricht zum neuen Produkt aus der Microsoft-Cloud für KMU wurde in einen seperaten Artikel ausgelagert. Sie finden die Informationen direkt unter folgendem Link: Sunrise bringt Microsoft-Cloud für KMU
(Marco Rohner)
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