Im Kern des Geschäfts eines Unternehmens steckt Informationstechnologie. Doch wie kann ein Unternehmensmanger die steigende IT-Komplexität kontrollieren und trotzdem Freiraum für strategische Entscheidungen freihalten? Ein Teil der Lösung steckt im Nervenzentrum der IT: dem Datennetz. Mit Analyse- und Überwachungswerkzeugen lassen sich Netzwerke automatisieren, respektive ein Teil davon in Nutzerhände legen. Dies gibt dem Entscheidungsträger die Hebel in die Hand, um vermehrt als Dienstanbieter zu wirken. Greenbyte.ch berichtet aus dem Hauptquartier der BT Group in London.
Das Datennetz von Unternehmen wird immer komplexer. Das Risiko von Ausfällen steigt. Cloud-Services sind besonders anfällig, doch sie ermöglichen flexible und mobile Arbeitsumgebungen. Tablets, Notebooks und Smartphones müssen in das Firmennetz eingebunden werden. «50% der Cloud-Services scheitern wegen schlechter Netzwerke», sagte Neil Sutton, Vice President Global Portfolio von BT Global Services, gegenüber Greenbyte.ch.
Netzwerk-Trend zur Überlast
Das Markforschungsunternehmen Ovum hat Grossunternehmen für eine Studie zu intelligenten Netzwerken befragt. Demnach fordern die CIO von ihrem Datennetz mehr Flexibilität, Vielseitigkeit und Reaktionsfreudigkeit. Der IP-Telefonie (Voip, Voice-over-IP) ist bei über 50 Prozent der Grossunternehmen im Einsatz. «Mit dieser zusätzlichen Belastung häufen sich Stau und Überlast im Datennetz», sagte David Moloney, Principal Analyst für Enterprise Telecoms von Ovum. Dies steigere den Kontroll-Bedarf des Datennetzes. Dies sei keineswegs nur ein Problem von Grossunternehmen. «Ein Drittel der mittelgrossen Unternehmen haben einen internationalen Ansatz und somit einen Bedarf nach Weitverkehrsnetzen», so Moloney gegenüber Greenbyte.ch.
Zum Problem wird dieses sichere Datennetz, wenn der Datenververkehr der Nutzer zu gross wird. «40 Prozent des IP-VPN-Verkehrs ist Internet. Das ist sehr ineffizient», sagte Sutton. Das intelligente Netzwerk unterscheidet sich vom statischen Netzwerk, weil es mehr ist als eine Verbrauchsstelle: es ist ein Nervensystem des Applikationsmanagements. Es legt Konfiguration, Überwachung und Rekonfiguration vollkommen in die Nutzerhände. Dank Cloud Computing kann IT aktiv im Netzwerk kontrolliert und gesteuert werden. Dies betrifft nicht nur IT und Software. Cloud Computing betrifft genauso Netzwerke mit deren Management, Systemen und Werkzeugen. Diese erlauben Nutzern zwischen Netzwerk-Services und damit Applikationszugängen zu wählen.
Durch Cloud Computing und der steigende Bedarf nach Mobilität wird dem Netzwerk eine höhere Last aufgebürdet. Zudem werden von den meisten Unternehmen IP-Telefonie und HD-Videokonferenzen genutzt, die ihren Weg auf die mobilen Geräte finden müssen und somit die mobilen Netzwerke zusätzlich belasten, speziell der Support von unterschiedlichen Geräten, die Kostenkontrolle und Roaming sind hier entscheidend. Die Anforderungen an VPN-Bandbreiten von Grossunternehmen verdoppeln sich alle zwei bis drei Jahre. Laut Ovum wird sich dies mindestens während den nächsten 10 Jahren fortsetzen.
CIO managen ein Netzwerk der Netzwerke
Während mehr als 37 Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeitern Mobiltelefone überlassen, händigen ihnen 27 Prozent Smartphones und Notebooks mit Mobilnetz-Verbindung aus. Der Anteil Letzterer wächst auf 30 Prozent in den nächsten 2 Jahren. 18 Prozent der befragten Firmen nutzen bereits Multiplatform-Systeme (Ethernet und MLPS). 38 Prozent verfügen Datennetze mit Möglichkeiten eines intelligenten Netzwerks; 30 Prozent unterstützen HD-Videokonferenzen und 47 Prozent lassen ihre IP-Telefonie über das Weitverkehrsnetz (WAN) laufen. Jedes dritte Unternehmen wünscht die Bandbreite nach Bedarf variieren zu können und verlangt bessere Leistung gegenüber den Service-Level-Agreements (SLA). Jeder fünfte Teilnehmer der Umfrage will die Leistung einzelner Applikationen überwachen und priorisieren.
Strategische IT-Projekte die darauf zielen, Prozesse und Produktivität von Unternehmen zu transformieren, erfordern von Applikationen, pünktlich und zuverlässig durch Weitverkehrsnetz (WAN) verteilt werden. Das intelligente Netzwerk gibt Grossunternehmen eine mächtige Hilfe in die Hand für Leistungsoptimierung und Beschleunigungslösungen. Sie sind speziell hilfreich, wenn die von einem Netwerk-Provider als Teil eines Managed Services geliefert werden und weit gefasste Aufgaben integrieren. Zum Beispiel die WAN-Optimierungen von Cisco und Silver Peak, die Analyse- und Implementations-Werkzeuge von Juniper und Riverbed sowie die Web-Leitungsüberwachung von Compuware.
Aussendienst rückt in den Fokus
Im intelligenten Netzwerk haben CIO die Wahl des Applikations- und Netzwerk-SLA für ihre Bedürfnisse, inklusive Applikations-Optimierung als Teil des Managed Service, sowie beschleunigten Zugang zu Cloud-Ressourcen, speziell für Aussenstellen und mobile Angestellte. «In den nächsten Jahre wird die Aufmerksamkeit auf die Aussenmitarbeiter fallen, auf ihre Erfahrungen und ihr Nutzen von Applikationen. Dies ist eine grosse Chance, um die Produktivität zu steigern. Es ist auch eine Chance für die Geschäftskultur, die eine schwächere Verbindungsfähigkeit von Aussenstellen und mobile Angestellte akzeptierte», sagte Moloney.
Neue Technologien wie VPLS (eine Layer-2-VPN-Technologie) ermöglichen ein neues Netzwerkmodell, das auf einer Mischung basiert von Layer 2, Layer 3 und internet-basierten VPN (IP-VPN). Beispielsweise können VPLS-Netzwerke die Hauptgebäude und Rechenzentren verbinden, und IP-VPN die Aussenstellen.
Neuer Grossauftrag für BT
Am Hauptsitz der BT Group in London hat BT Global Services, der britische Anbieter von weltweiten Datennetz-Lösungen, das Portfolio unter dem Namen «BT Connect» erweitert. Neu kann von einem Zugangsportal mehrere Netzwerk-Services gesteuert werden. Dieses Portal vereint die Funktionen und die Web-Leistungs-Überwachung mehrerer Applikationen auf einen Blick und ist von jedem Gerät zugänglich, auch Smartphone und Tablet. Programme zur Leistungs- und Netzwerküberwachung, beispielsweise von Compuware, sind ebenfalls neu hinzugekommen.
Anlass der Vorstellung in London war auch ein neuer Vertrag mit dem britischen Versicherer «Standard Life» von rund 30 Millionen Pfund über fünf Jahre. BT liefert und verwaltet das Datennetz: dies umfasst LAN, WAN, IP-Telefonie, Kontakt-Center sowie Vertrags- und Service-Management. Von Greenbyte.ch angesprochen auf die Kosten, sagt Standard Lifes Mike Mann, Head of Technology Strategy and Planning: «Unsere Mitarbeiter haben nun weltweit Zugang zum firmeneigenen Datennetz mit jedem Gerät. Das Outsourcing an BT scheint mir sehr viel kosteneffizienter, als das ganze selbst zu managen.» Das Unternehmen unterhält 16 Standorte in Grossbritannien und weitere in China, Indien und Nordamerika sowie Europa und Australien.
(Marco Rohner, London)
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