Linux 3.3 und Novell-Abgang von Kroah-Hartman: Februar im Kernel-Rückblick

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Der Linux-Kernel, auf den alle Distributionen wie Ubuntu, Fedora und Red Hat Enterprise Linux aufsetzen, ist im Februar von zwei heiklen Fehlern befreit worden. Die Fehler bei 32-bit-Systemen zur Verschlüsselung von kabellosen Netzwerken ist korrigiert. Zudem ist die Energiespartechnik der PCIe-Schnittstelle zurück im aktuellen Kernel 3.2 und 3.0. Mathias Menzer erklärt die Updates und berichtet über den Novell-Abgang von Kernel-Hauptentwickler Greg Kroah-Hartman.

Ein Leben für Linux: Linus Torvalds (l.) und Greg Kroah-Hartman trafen sich anlässlich der Linuxcon 2011 und sind nun beide von der Linux Foundation bezahlt. (pd)

Mit der zweiten Vorabversion für Linux 3.3 hat sich Linux-Chefentwickler Linus Torvalds etwas mehr Zeit gelassen. Das Ergebnis war ein etwas grösseres Päckchen. Die Änderungen verteilen sich breitflächig über den gesamten Kernel. Nur wenig sticht hervor. Die Aufräumarbeiten in Greg Kroah-Hartmans TTY-Bereich hielten an. Die 8250-Treiber der Chips für serielle Schnittstellen bekamen ein eigenes Unterverzeichnis.

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Der Bereich Mach-MX5 innerhalb der ARM-Architektur verschwand. Er wurde in den IMX-Bereich migriert. Es handelt sich dabei um Prozessoren aus dem Portfolio von Freescale. Torvalds wies darauf hin, dass er einige Anfragen abgelehnt habe, die ihm ausserhalb des Zeitfensters nicht angemessen erschienen.

Fehlerkorrektur bei WLAN-Verschlüsselung

Die Änderungen des Linux 3.3-rc3 (RC: Release Candidate) hielten sich in Grenzen. Ungenutzter DMA-Code aus dem ARM-Bereich wurde entfernt. Die Zahl der Beiträge war für eine dritte Vorabversion sehr gering. Dass das allerdings noch keinen Trend darstellt, zeigte Linux 3.3-rc4, der wieder leicht über das eigentlich von Torvalds favorisierte 7-Tage-Schema hinausragte und doppelt so viele Beiträge wie die Vorgänger aufwies.

Die Kernel-Entwickler hatten mit einem der fiesen Fehler zu tun, die nur unter speziellen Umständen auftreten und schon dadurch schwer zu finden sind. In diesem Fall kam es zu einer Fehlbehandlung von Fliesskomma-Werten: wenn auf einem Prozessor mit AES-Befehlssatz-Erweiterung ein 32-Bit-Kernel genutzt wird und gleichzeitig ein WLAN-Treiber die AES-Unterstützung nutzen möchte. AES wird in diesem Zusammenhang zum Verschlüsseln des Zugang-Passworts genutzt. Die Korrektur für diesen Fehler wurde in den Entwickler-Kernel eingepflegt, soll jedoch in Kürze auch auf die betroffenen stabilen Kernel-Versionen zurückportiert werden.

Ansonsten sah Linux 3.3-rc4 eindrucksvoll aus. 44.000 gelöschte Zeilen Quelltext sind so weit im Entwicklungszyklus ungewöhnlich. Doch es handelt sich hier nicht um einen Fehler bei der Handhabung der Statistik-Werkzeuge von GIT, sondern um den Verlust zweier Treiber aus dem Staging-Zweig. Während Intels GMA500-Treiber allerdings bereits seit längerem auch im DRM-Bereich vorliegt, lässt sich dessen Wegfall verschmerzen. Pohmelfs musste tatsächlich weichen, allerdings nicht für immer. Es wird bereits an einer überarbeiteten Version des Netzwerkdateisystems gebastelt; entfernt wurde nur der sowieso nicht mehr gepflegte Code.

Treiber-Updates für Fibre Channel von QLogic und Samsung Exynos

Klick zum Vergrössern: Die Karte des Linux-Kernels. (pd)

Mit Linux 3.3-rc5 scheint sich die Entwicklung etwas beruhigt zu haben, er kam auch innerhalb der 7-Tage-Frist. Hauptsächlich Fehlerkorrekturen und kleine Verbesserungen verteilen sich Querbeet über den ganzen Kernel, etwas mehr Aufmerksamkeit erhielt QLogics FibreChannel-Treiber «QLA2xxx» und die Grafik-Komponente von Samsungs System-on-Chip-Architektur «Exynos». Die in Linux 3.3-rc4 begonnene Putzsaison ging weiter, Entwickler des Telekommunikationsgeräteherstellers ZTE räumten am USB-Option-Treiber ihre Geräte-IDs auf.

Eigentlich nur eine Randbemerkung: der TI3410-Treiber für die USB-Seriell-Chips wurde um die Geräte von Abbott Diabetes Care erweitert. Dies ist ein Hersteller für Blutzucker-Messgeräte, die auch am PC angebunden werden. Es wird vermutlich nicht viele Menschen geben, die auf diese Geräte angewiesen sind und zugleich Linux nutzen, doch das bemerkenswerte an Linux ist, dass unabhängig davon diese Möglichkeit trotzdem besteht.

Notebooks sparen wieder mehr Energie 

Der Begriff ASPM (Active State Power Management), eine Energiespartechnik der PCIe-Schnittstelle, ist mittlerweile vielen geläufig. Der Grund liegt in den Problemen, die viele Notebook-Besitzer mit der Laufzeit ihrer Akkus hatten, nachdem unter Linux 2.6.38 der ASPM-Code überarbeitet wurde. Im November hatte man auch schon eine Möglichkeit gefunden, den Fehler zu beheben (siehe «Linux 3.2 und ASPM: Der November im Kernel-Rückblick»), doch schaffte es der Patch leider nicht mehr in den Kernel 3.2. Dies ist nachgeholt. Die aktuell stabilen Kernelversionen 3.2.5 und 3.0.20 sollten nun Notebook-Nutzern wieder die bis 2.6.37 gewohnte kabellose Freiheit zurückgeben.

Kroah-Hartman stösst zur Linux Foundation

Greg Kroah-Hartman wird für seine Kernel-Entwicklung nicht mehr von Novell bezahlt, sondern von der Linux Foundation. (pd)

Wer aufmerksam die Patches studiert, dem fiel es schon vor der offiziellen Ankündigung auf: Mit dem Kommentar «Greg’s suse email address is dead» tauschte Greg Kroah-Hartman, einer der Hauptentwickler des Linux-Kernel, seine bisherige E-Mail-Adresse – er wurde in die Gruppe der «Linux Foundation fellows» aufgenommen. Damit wird er von der Linux Foundation bezahlt – so wie Torvalds. Bisher wurde Kroah-Hartman von Novell entlöhnt.

Im Kielwasser dieses Wechsels gab Kroah-Hartman einen Überblick über seine Tätigkeiten. Seine Hauptaufgabe sind die stabilen Kernel-Versionen. Sie erfordern Sicherheits-Aktualisierungen und Fehler-Korrekturen. Ein weiterer wichtiger Part sind einige Subsysteme des Kernels, darunter der USB-Bereich, der Hauptbereich der Treiber, die TTY-Umgebung und der Staging-Zweig. Deren Weiterentwicklung und Pflege fällt ebenfalls Kroah-Hartman zu: Er begutachtet Patches von anderen Entwicklern, pflegt sie ein und überführt sie in den Entwickler-Kernel. Er entwickelt diesen Bereich auch selbst weiter, erstellt neue Treiber und verbessert bestehende Funktionen, zudem sucht und behebt er Fehler auch selbst.

Kroah-Hartman koordiniert das Linux-Driver-Project: Eine Gruppe, die Hardware-Produzenten beim Programmieren von Linux-Treibern für ihre Produkte hilft. Ein junges Projekt namens «Long Term Support Initiative» soll einen Kernel bereitstellen und pflegen, der von Herstellern von Unterhaltungselektronik genutzt werden kann, und setzt dabei ebenfalls auf Kroah-Hartmans Unterstützung. Auch wenn er nun nicht mehr für Novell arbeitet, wird er trotzdem an SUSE Tumbleweed weiterarbeiten.

(Mathias Menzer)

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Mathias Menzer
Mathias Menzer behält die Entwicklung des Linux- Kernels im Blick, um über kommende Funktionen von Linux auf dem Laufenden zu bleiben und immer mit interessanten Abkürzungen und komplizierten Begriffen dienen zu können.