Kevin Turner, der Chief Operating Officer von Microsoft, hat die Klimaneutralität des gesamten Konzerns proklamiert. Jede einzelne Geschäftseinheit in über 100 Ländern wird die von ihr produzierten Treibhausgase verantworten und bezahlen.
Microsoft integriert ein internes Steuermodell für die Geschäftseinheiten zum Kauf von Emmissionszertifikaten und erneuerbarer Energien. «Unser Ziel ist, jede Geschäftseinheit für die Kosten der Kompensation ihres eigenen Ausstosses verantwortlich zu machen», schreibt Turner im hauseigenen Blog. Beginnend mit dem neuen Geschäftsjahr sollen ab 1.Juli alle Geschäftseinheiten Steuern auf ihre produzierten Treibhausgase entrichten, inklusive Rechenzentren, Software-Entwicklungszentren, Flugreisen und Bürogebäuden. Mit den Erlösen kauft Microsoft beispielsweise Emmissionszertifikate und Strom aus erneuerbaren Energiequellen, um die Klimaneutralität zu erreichen. Die Steuerhöhe basiere auf den Marktpreisen des Zertifikathandels und der erneuerbaren Energien.
Turner will mit dem neuen System zum Messen und Auslagern von Treibhausgasen ein umweltschonendes Verhalten anregen und belohnen. Das System soll die Effizienz vergrössern, den Einkauf von erneuerbaren Energien erhöhen, bessere Daten sammeln und rapportieren. So will er den gesamte Umwelteinfluss von Microsoft reduzieren. Knapp drei Wochen zuvor hat Greenpeace eine Kampagne gegen Microsoft, Apple und Amazon gestartet, damit sie ihre Rechenzentren mit Strom aus erneuerbaren Energien anstatt Kohlekraft betreiben. Nachzulesen ist der Start dieser Greenpeace-Kampagne im Artikel hier auf Greenbyte.ch.
«Wir glauben, dass der Klimawandel ein schwerwiegendes Problem ist und eine umfassende und globale Reaktion aller Bereiche der Gesellschaft erfordert», so Turner. Dieses Treibhausgas-Rückzahlmodell sei ein Weg, um den Umwelteinfluss zu reduzieren und neue Ansätze zu testen, die hoffentlich auch für andere Unternehmen allgemein nützlich seien.
Kommentar
Microsoft ist nach Google ein weiterer amerikanischer IT-Grosskonzern, der sich die Klimaneutralität auf die Fahne schreibt. Bisher ist es aber kaum mehr als ein Lippenbekenntnis, denn beispielsweise die eigene Rechenzentren beziehen nach wie vor Strom aus Kohlekraftwerken und profitieren dort von Steuervergünstigungen. Der Plan schreibt vor allem den längst fälligen Willen fest, in Zukunft eher auf erneuerbare Energien zu setzen als in der Vergangenheit. Doch bei aller Kritik, muss man Microsoft äusserst positiv anrechnen, dass sich auch die Software-Entwicklungszentren für ihren Umwelteinfluss verantworten müssen. Da ist auch der grösste Einfluss des 90’000 Mitarbieter starken Konzerns auf das Klima. Würden die Programme und Betriebssysteme geringere Anforderungen an die Hardware stellen, könnte nicht nur Strom und Ersatzteile, sondern Millionen Tonnen an natürlichen Ressourcen, an Elektroschrott und an Transport-Emmissionen gespart werden. Einige Fortschritte sind auch schon umgesetzt (Details in unserem Exklusiv-Interview mit Josh Henretig), denn Umweltschutz betrifft die Qualität. Lange Laufzeiten im Akkubetrieb, geringer Stromverbrauch und höhere Leistung durch optimierten Ressourcenverbrauch betreffen genauso alle Anwender, wie der Umweltschutz der gesamten Weltbevölkerung zugute kommt.
(Marco Rohner)
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