Apple ist dreckiger als Google und Facebook

Anzeige:

Greenpeace hat eine Kampagne für sauberes Cloud Computing gestartet. Die Basis bildet ein aktualisierter Bericht über den Umwelteinfluss von 14 IT-Unternehmen. Apple, Amazon und Microsoft sollen in ihren Rechenzentren auf Strom aus Kohlekraft verzichten. Es sei der älteste und dreckigste Energierohstoff des Planeten. Die Cloud-Dienstleistungen wie beispielsweise Apple iCloud, Amazon Web Services und Microsoft Azure sollen in Zukunft mit sauberem Strom betrieben werden. 

In Irland besteigen Aktivisten das europäische Hauptquartier von Apple, um gegen Strom aus Kohlekraft in den iCloud-Rechenzentren zu protestieren. (Greenpeace)

Nach dem Erfolg des letzten Jahres mit der Kampagne «Unfriend Coal» gegen Facebook hat sich Greenpeace neue Opfer zurecht gelegt. Die Umweltschutz-Organisation Greenpeace prangert nun Apple, Amazon und Microsoft an. Sie sollen auf Strom aus Kohlekraft verzichten. Stattdessen müssten sie die erneuerbaren Ressourcen Wasser, Wind, Sonne und Biogas vorziehen. Die Cloud-Dienstleistungen wie beispielsweise Apple iCloud, Microsoft Azure und Office 365 sowie Amazon Web Services oder Kindle sollen in Zukunft mit sauberem Strom betrieben werden. Zum Start bestiegen Greenpeace-Aktivisten das europäische Hauptquartier von Apple in Cork (Irland), um Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem protestierten Aktivisten bei Amazon in Luxemburg und bei Microsoft in Istanbul.

Anzeige:

Drei Kampagnen-Videos (anschliessend an diesen Artikel) leiten Nutzer auf eine Petition. Mit der Unterschrift werden sie ermuntert, den Chefs der drei Unternehmen die Greenpeace-Meinung zu schreiben. Eine kurze Registration und ein paar Klicks genügen, um sie selbst für die Kampagne zu rekrutieren. Die Petition fordert, dass die Standorte für Rechenzentren nach der Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien ausgesucht werden. Zu oft sei dies kein Kriterium. Stattdessen nimmt selbst Google Steuergeschenke an (Wir berichteten darüber ausführlich hier). Die Cloud-Anbieter sollen Energieproduzenten zur erhöhten Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen auffordern. Zudem sollen die Unternehmen den Stromverbrauch und den Ausstoss von Klimagasen veröffentlichen. Weiter fordert Greenpeace, dass die Unternehmen auch ihre Lieferanten zur Übernahme dieser Vorgaben ermuntern und nachhaltig grüne Lieferanten bevorzugen.

Cloud-Anbieter beweisen falsches Verständnis von Umwelt-Verträglichkeit

Aktivisten von Greenpeace protestieren für mehr Umweltschutz vor dem Microsoft-Gebäude in Istanbul. (Greenpeace)

Greenpeace kritisiert ein fehlgeleitetes Verständnis, dass Energieeffizienz alleine eine passende Messgrösse sei für die Umweltverträglichkeit. Kern des Problems sei die unerschütterliche Sehnsucht, jegliche Daten zu verheimlichen, die Mitbewerbern einen Messwert gäben für die Grösse der Infrastruktur, die wirkliche Leistung und die Kostenstruktur. Laut Greenpeace führte dies bei einigen Unternehmen, die ihr Verlangen nach Fortschritt bemühten, zum Einsatz von unpassenden Messgrössen wie Power Usage Effectiveness (PUE). Sie stünden als schwacher Ersatz an Stelle von aussagekräftigen Werten zur realen Leistung der Rechenzentren, wie der Stromverbrauch und der Verbrauch von natürlichen Ressourcen zur Stromproduktion.

Es gebe Anzeichen eines Wechsels zu mehr Transparenz von wichtigen Cloud-Anbietern. Google, Akamai und Salesforce sowie Yahoo oder Rackspace beginnen vermehrt ihren Verbrauch und ihre Treibhausgas-Leistungswerte zu veröffentlichen. Trotzdem seien dies nur die positiven Ausnahmen, sagen die Verfasser des Greenpeace-Berichts. Aus eigener Erfahrung bei Greenbyte.ch ist beispielsweise der Cloud-Anbieter HP immerhin gewillt, den Stromverbrauch des Rechenzentrums im englischen Wynyard preiszugeben. Die meisten Cloud-Anbieter veröffentlichen höchstens die PUE-Werte ihrer neuen Rechenzentren. Sie sind nicht gewillt, jegliche Messdaten preiszugeben, die etwas über ihren tatsächlichen Umwelteinfluss aussagen.

Bericht untersucht 14 IT-Unternehmen mit 80 Rechenzentren

Klick zum Vergrössern: Die Wertungskarte des Greenpeace-Berichts. (pd)

Die Kampagne basiert auf dem aktualisierten Greenpeace-Bericht «How Clean is Your Cloud?».  Die Vorgänger-Version «How Dirty is Your Data» erschien im April 2011. Sie wurde nun lediglich erweitert und aufdatiert. In der aktuellen Version werden öffentliche Daten von 14 IT-Unternehmen zusammengestellt und untersucht.  Die Basis zur Beurteilung bilden Grund-Elemente zum Bau einer sauberen Cloud. Die Cloud-Anbieter zählen gemeinsam 80 Rechenzentren.

«Die Menschen, die rund um den Globus ihre Musik und ihre Fotos in die Cloud ablegen, wollen wissen, dass sie mit sauberer, sicherer Energie betrieben wird», sagte Gary Cook, Senior Policy Analyst von Greenpeace International. «Hochinnovative und hochprofitable Unternehmen wie Apple, Amazon und Microsoft bauen Rechenzentren, die mit Strom aus Kohlekraft betrieben werden. Diese Unternehmen spielen uns vor, dies wüssten die Kunden nicht oder würden sich nicht dafür interessieren», sagte Cook und erklärt: «Sie irren sich!»

 (Marco Rohner)

The following two tabs change content below.
Marco Rohner
Journalistischer Unternehmer der neu erfindet, wie Geschichten in einer allzeit verbundenen Welt erzählt werden. Er ist Herausgeber von Greenbyte.ch, dem weltweit exklusiven Online-Magazin über den nachhaltigen Nutzen von Informationstechnologie, gegründet im Jahr 2011 und 500'000 Leser in den ersten drei Jahren erreicht.