Apple generiert mit dem iPhone mehrere Milliarden Tonnen an Treibhausgasen. Das Aluminium-Gehäuse ist der grösste, unbekannte Umweltfaktor, den auch Apple trotz vielen umfangreichen Umweltberichten nicht im Griff hat.
Apple generierte 2012 rund 98 Prozent des Treibhausgas-Ausstoss bei den Produkten und ihrem Lebenszyklus vom Material-Einkauf bis zum Recycling. Die 2012 von Greenpeace in die Kritik genommenen Rechenzentren (RZ) generieren zusammen mit den Bürogebäuden nur 2 Prozent der Treibhausgase des gesamten Konzerns. Diese zwei Prozent betrugen 2012 für Büros, Verkaufsläden und Rechenzentren 272’000 Tonnen Treibhausgase (Scope 1 & 2 CO2-Equivalente, Quelle: Apple Facilities Environmental Report 2013).
Der Treibhausgas-Ausstoss von Apple stieg von 2011 bis 2012 um 55’000 Tonnen, einen Drittel, vorwiegend aufgrund des Wachstums der RZ für die iCloud und etwas weniger aufgrund des Wachstums im Ladenbereich. Die Rechenzentren verdoppelten innerhalb der ersten iCloud-Jahres (ab Beginn Geschäftsjahr 2012) ihren Stromverbrauch. Die beiden RZ Maiden und Newark trugen die Hauptlast des Wachstums. Das 2012 eröffnete RZ in Prineville ging erst gegen Ende der Berichtsperiode in Betrieb. Daher ist ein weiteres massives Wachstum des Treibhausgas-Ausstosses zu erwarten, sofern 2013 alle drei RZ gleichberechtigt weiterlaufen.
iPhone ist meistverkauftes Apple-Produkt
Als meistverkauftes Produkt ist das iPhone speziell im Fokus. Im Geschäftsjahr 2012 (Oktober 2011 bis September 2012) verkaufte Apple 125 Millionen iPhones, dazu in den ersten beiden Quartalen 2013 schon 116 Millionen. Insgesamt wurden seit 2007 rund 390 Millionen iPhones verkauft. Zu den meistverkauften Modellen 4 (2010), 4S (2011) und 5 (2012) stellt Apple Nachhaltigkeitsberichte ins Netz – ebenfalls zu allen anderen aktuellen Apple-Produkten hier: http://www.apple.com/environment/reports/.
Die Produktion verschlingt 75 Prozent des gesamten Treibhausgas-Ausstoss im Leben eines iPhone 5. Nutzerinnen und Nutzer sind mit ihrem Gebrauch des Geräts nur zu 18 Prozent für die Umweltbilanz verantwortlich. Der Transport hingegen, der bei solchen Produkten wegen der grossen NAchfrage und den grossen Distanzen per Flugzeug stattfindet, ist doppelt so umweltschädigend als das Recycling, bei dessen Prozess auch immer Dreck in die Umwelt fällt. Mehr dazu betreffend Gehäuse und Aluminium-Recycling später im Artikel.
iPhone-Hardware-Design integriert grüne Vorteile
Im Design der iPhone-5-Hardware wurden ökologische Kriterien beachtet wie beispielsweise beim Bildschirm, der mit arsenfreiem Glas und quecksilberfreier Hintergrundbeleuchtung mittels LED-Lichtquelle verfügt. Das iPhone ist frei von giftigen Kunststoffen wie BFR (Bromierte Flammschutzmittel) und PVC (Polyvinylchlorid). Als grossen Vorteil hebt Apple im Bericht die Effizienz des USB-Ladegeräts hervor, sowie das Gehäusematerial aus Aluminium.
Apple-Netzteil übertrifft Energy Star
Die Effizienz des Netzteils überrage die strengsten weltweiten Standards. Apple orientiert sich am auch in der Schweiz und Europa geltenden Energy Star. Diese Standards sind allerdings nicht viel wert, wenn man den Wirkungsgrad von knapp über 70 Prozent sieht. Er ist schwieriger, bei diesen eher schwachen Netzteilen den Verlust in engeren Grenzen zu halten. PC- und Server-Netzteile erreichen durchschnittliche Effizienzwerte bis über 90 Prozent Wirkungsgrad. Diese bis 1000 und mehr Watt Netzteile sind weniger spezifisch auf Spitzenlasten ausgelegt als Handy-Netzteile und weichen je nach Auslastung des Prozessors, der Grafikkarte, der Festplatten stark vom idealen Wert ab, während die Handynetzteile nur zum schnellen Aufladen gebraucht werden und entsprechend wenig vom idealen Wirkungsgrad abweichen. So gesehen sind die 70 Prozent konstanter und sogar meist effizienter als grössere wie in PC. Ihre Leistung ist aber auch überhaupt nicht vergleichbar mit 0,25 Watt bei 230 Volt, wie sie hierzulande aus der Steckdose fliessen. In den USA ist der Netzteil-Wirkungsgrad mit 74 Prozent bei 100 Volt geringfügig höher.
Gehäuse aus Aluminium ist kein Umwelt-Vorteil
Das Aluminium-Gehäuse sei ein weiterer grüner Vorteil des iPhone, weil man es wiederverwerten könne. Das Problem mit Aluminium und dessen Recycling ist aber, das Aluminium im Herstelleungsprozess enorm problematisch ist für die Umwelt wegen der Gewinnung des Leichtmetalls aus Bauxit, bei dem vergiftetes Wasser entsteht und enorm viel Energie in Form von Hitze, zumeist aus Strom für die Öfen, verbraucht wird. Aluminium lässt sich aber theoretisch sehr gut und fast ohne Qualitätsverlust wiederverwerten, aber nur in reiner oder gleicher Form. Reines Aluminium wird aber selten verwendet, auch nicht im iPhone, sondern Legierungen – eine Mischung mit anderen Elementen und Metallen. Verschiedene Legierungen lassen sich nicht mischen oder nur schlecht, so dass die Material-Qualität und somit die möglichen Anwendungsbereiche abnehmen. Wie Apple diesen Prozess handhabt, ist nicht bekannt. Die Recycling-Prozesse sind meist nach Ländern getrennt und somit kaum kontrollierbar. Damit steigt auch die Ineffizienz des Aluminium-Recyclings. Apple müsste alle iPhones wieder zusammen führen, damit der Alu-Trick für mehr Nachhaltigkeit aufgeht. Sonst könnte man das iPhone genausogut in ein Kunststoff-Gehäuse packen – jenach Kunststoff würde die effektive Umwelt-Bilanz dann besser sein.
(Marco Rohner)
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