Der Anteil geschäftskritischer Infrastruktur wie mit Oracle-Datenbanken in virtuellen Maschinen ist laut Umfragen bei 57 Prozent angekommen. VMware hat die maximale Leistungskonfiguration nun weiter erhöht auf 64 logische CPU-Kerne und 62 Terabyte Speicherplatz. Zwei VMworld-Vorträge zeigten die neue Leistungsfähigkeit mit Benchmarks und nützlichen Tipps.
Die Virtualisierung von Servern ist das Standbein von VMware, doch neben dem Kernprodukt ESXi (Hypervisor) und vSphere, macht VMware bereits 35 Prozent des Umsatzes mit andern Produkten. Diese bauen entweder auf dieser Plattform auf oder erweitern die Server-Infrastruktur und -Ressourcen auf Desktops und Android-Mobilgeräte. Gelsinger sieht eine neue Ära die Client-Server-Designs ablösen, die er «Cloud-Mobile» nennt. Darin sollen IT-Dienstleistungen komplett von der Hardware gelöst sein. Alle Server, Speicher und deren System-Netzwerke sind komplett virtualisiert und somit aus der «Cloud» verfügbar. Für ein Anwender-Unternehmen soll die Technologie eins sein, mit oder ohne Unterscheidung zwischen Public und Private Cloud sowie vollständig aus dem hybiden Betrieb in unternehmenseigenen und externen Rechenzentren.
Obwohl der Grad an virtualisierten Servern weltweit bereits bei 75 Prozent steht und bei Cloud-Anbietern meist bis 100 Prozent geht, haben die meisten Unternehmen ihre SAP- und Oracle-Instanzen noch auf dedizierten, physischen Systemen laufen. Eine Umfrage von VMware ergab zwar inner Jahresfrist einen markenten Anstieg der Unternehmen mit geschäftskritischen Anwendungen in virtuellen Umgebungen von rund 42 auf 57 Prozent. Das ist schonmal beachtlich, aber es fehlen noch 33 Prozent der geschäftskritischen IT-Infrastruktur. Der Grund ist entweder, dass bereits der Leistungsverlust von eigentlich geringen 5 Prozent trotzdem zu gross ist, das Vertrauen in die Software fehlt oder der Software ungeeignet ist. Zudem könnte auch die fehlende Hardware-Unterstützung ein Grund sein, weil Oracle Sparc oder IBM-Power-Prozessoren anders funktionieren als die Standard-Prozessoren mit x86-Architektur von Intel und AMD.
Die Leistung des Software wurde mit der neuen Version 5.5 von vSphere in Kombination dem neuen Storage-Hypervisor «Virtual SAN» angegangen. Mit dem Trennen des Speichers von der Hardware in die Software von VMware steigt auch die Maximalgrösse einer «Monster-VM». Sie wurde von 4 auf 64 Terabyte (TB), respektive 62 effektiv verfügbare Terabyte Speicherplatz erhöht. Nun können auch grosse geschäftskritische Datenbanken mit Oracle, Sybase und SQL Server in virtuellen Umgebungen Platz finden, sowie Applikationen mit In-Memory-Architekturen wie SAP-Hana-Instanzen. Der Hauptvorteil, dies zu tun, ist die generell höhere Flexibilität der IT mit einer moderneren Cloud-Infrastruktur. Die neue Speichertechnik von VMware soll die Notfall-Wiederherstellung von Systemen (Disaster Recovery) bis zu 6-fach beschleunigen und 25 Prozent weniger Platz verbrauchen als VMware dies ohne «Virtual SAN» konnte.
Mehr Leistung für SAP und Oracle
Die Leistung der VMware-Software hat weiter zugenommen, weil die VM doppelt so viel physische Ressourcen beziehen kann. Pro virtuelle Maschine (VM) lassen sich in vSphere 5.5 neu bis 64 physikalische Prozessor-Kerne zuweisen. Eine solche Maschine entspricht einem normalen 4-Sockel-Server mit vier AMD-Opteron-CPU der Serie 6200 und 6300 mit je 16 Kernen mit einem TDP ab 85 bis 140 Watt. Aus Intels Angebot kämen dafür aus Mangel an 16-Kern-CPU nur Cluster oder Blades in die Auswahl, weil laut VMware-Experten in den meisten Fällen logische Kerne im Gegensatz zu Hyperthreading vorzuziehen sind, entweder mit den etwas älteren Xeon E7 mit 10 Kernen (die aber 2014 erneuert werden) oder den frischen revidierten Xeon-E5 mit 8 Kernen.
Auf der darunterliegenden ESXi-Instanz, dem eigentlichen Betriebsystem von VMware für Server, lassen sich im Cluster neu bis 320 physische Prozessoren und 4 Terabyte Arbeitsspeicher (RAM) einbinden und 16 Numa-Nodes sowie 4096 virtuelle Prozessorkernen konfigurieren. Fast alle von VMware gezeigten Applikationen skalieren bis 32 physikalische Kerne ohne Einbussen von mehr als 5 Prozent gegenüber Applikationen ohne Hypervisor, die direkt auf physikalischen Maschinen mit 32 Kernen laufen. Doch ab da, bis zu der Grenze von 64 Kernen, skalieren arbeitsspeicher-intensive Anwendungen wie „Swim-W“ (für Wissenschaft) nicht mehr. In-Memory-Datenbanken und Anwendungen wie die brandneue Oracle 12c und SAP Hana, deren offizielle Unterstützung für VMware auch erst im Sommer geschah, wurden in der Präsentation zu Monster-VM an der VMworld nicht vorgeführt. Der Test basierte auf wissenschaftlichen Applikationen. Eine optimal abgestimmte Monster-VM skaliert bis 64 physikalische Kerne in allen anderen Fällen geradlinig und ist somit gut geeignet für die Adaption heutiger Arbeitsprozesse.
«Mit der gewonnenen Flexibilität in einer virtuellen Umgebung lassen sich In-Memory-Applikationen und Analysen auch viel einfacher auf mehreren Servern verteilen oder dazu mieten mit dem neuen ‹vCloud Hybrid Service›», sagte der Schweizer und Österreicher VMware-Länderschef Othmar Bienz gegenüber Greenbyte.ch.
Die Session zur Monster-VM ist noch nicht online, uns wurde aber die Präsentation zum Download versprochen; wie liefern dies hier nach. Die Session zu den Neuheiten in vSphere 5.5 ist online auf Youtube in Englisch und nachfolgend eingebettet.
(Marco Rohner, Barcelona)
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