Kostendruck fördert Cloud Computing

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Wegen der Wirtschaftslage und steigendem Kostendruck drängen Schweizer Unternehmen zu Cloud Computing. Roche stellt 90’000 Arbeitsplätze auf die Google-Apps-Suite um, 10’000 allein in Basel. Laut der aktuellen Umfrage des Marktforschungs-Unternehmen MSM Research nutzen die Hälfte der 108 befragten Unternehmen in diesem Jahr Cloud-Services. Bis im Jahr 2015 soll der Anteil auf knapp drei Viertel steigen.

Die Mitarbeiterinnen der Verpackungsstrassen bei Roche kommunizieren mit Googles Cloud-Services. (pd)

Zwei Drittel der 108 befragten ICT-Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Cloud bis 2015 das dominierende Thema bleiben wird. In diesem Jahr steigt der Anteil von Unternehmen, die Cloud-Services nutzen, von 36 auf 52 Prozent. Das Marktforschungs-Unternehmen MSM Research aus Schaffhausen sagt bis 2015 ein Wachstum auf 70 Prozent voraus. Der Markt für Cloud Computing ist im Volumen auf 340 Millionen Franken gewachsen. Dies werde in der Schweiz auch so weiter gehen. Laut den Marktforschern wachsen die Ausgaben für Cloud-Services bis 2015 auf 2 Milliarden Franken; herkömmliche Sourcing Services werden in den nächsten Jahren durch die standardisierten, automatisierten und damit kostengünstigeren Cloud-Services abgelöst. Die Analysten stellen einen allgegenwärtigen Kostendruck fest. Der Schweizer ICT-Markt (B2B) werde 2012 um 0,2 Prozent auf ein Volumen von 16,2 Milliarden Franken schrumpfen.

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Viele Unternehmen kalkulieren mit Kosteneinsparungen zwischen 10 bis 20 Prozent pro Jahr. Sie prüfen verstärkt Alternativen zum bestehenden ICT-Einsatz: zu Betrieb, Strategie und Infrastruktur. Wegen der derzeitigen Wirtschaftslage beschleunigt ein Viertel der Unternehmen die Nutzung von Cloud-Services. Jedes achte Unternehmen nutzt klassische Outsourcing-Dienste wie Managed Services oder Out-Tasking.

Sicherheitsrisiko ist die grösste Hemmschwelle

Die lokale Datenhaltung in der Schweiz ist für die Umfrageteilnehmer das Killerkriterium. Eine Mehrheit befürchtet, die Kontrolle und den physischen Zugriff über die eigenen Daten zu verlieren. Der grösste Teil dieser Skeptiker geht davon aus, dass sie selbst nicht die gleiche Sicherheit bereitstellen können wie spezialisierte Cloud-Anbieter.

Die grosse Mehrheit ist sich einig, dass Standards und Zertifizierungen für Cloud Computing nötig sind. Sie sehen in der zunehmend standardisierten IT aber auch eine Gefahr des Differenzierungsverlustes gegenüber den Mitbewerbern, den sie bisher durch individuelle Lösungen erzielten. Hingegen ist der vergrösserte Freiraum für die Kernaufgaben des Unternehmens einer der Haupttreiber des Cloud Computing.

Cloud-Service am Beispiel Roche und Google-Apps-Suite

Der Roche-Konzern würde allein in Basel für den Betrieb von E-Mail 1,3 Millionen Franken Stromkosten bezahlen. (pd)

Der Basler Pharmakonzern Roche hat 90’000 Arbeitsplätze in 140 Ländern auf den Cloud-Service «Apps for Business» von Google migriert. Anstatt zwei verschiedenen, selbst betriebenen Plattformen für E-Mail und Kalender arbeiten nun weltweit alle Angestellten von Roche mit dem gleichen Cloud-Service. Der CFO und CIO der Roche Group Alan Hippe hat in seinem Blog-Eintrag ein paar Details zur Migration erklärt, nicht aber wie viel Geld und vor allem Energie der Cloud-Service im Gegensatz zum Betrieb im eigenen Rechenzentrum einspart.

Am Beispiel Roche lässt sich die Energieeffizienz der Cloud gut erklären, denn in Basel sind rund 10’000 Mitarbeitende beschäftigt. Gemäss Strompreis der Industriellen Werke Basel (IWB) kostet allein der Strom für den eigenen E-Mail-Dienst rund 1,3 Millionen Franken pro Jahr (76’000 kWh zu 17,69 Rp./kWh, weitere Details zum Berechnungsmodell im nächsten Abschnitt). Die gleichen Werte auf Google übertragen, ergibt nur noch 390’000 Franken Stromkosten pro Jahr (22000 kWh zu 17,69 Rp./kWh).

Roche profitiert mit den Standorten in 140 Ländern von Googles weltweiter Infrastruktur. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter greifen sicher und von überall auf ihre E-Mails und Dokumente zu, ohne dass es Fernzugriffssysteme wie VPN benötigt. Ausserdem werde das IT-Support-Team weniger beansprucht.

Je kleiner das Unternehmen, desto höher die Energieeffizienz mit Cloud Computing

Google hat die Energieeffizienz in einem Bericht zu Green Computing vorgerechnet. Ein Grossunternehmen mit 10’000 Nutzern verbraucht durchschnittlich 5400 Watt allein für die IT eines E-Mail-Services. Zusammen mit Kühlung und Housing kommt ein jährlicher Strombedarf von 7,6 Kilowattstunden (PUE 1,6) pro Nutzer zusammen. Bei mittelgrossen Unternehmen oder Niederlassungen bis 500 Nutzer erhöht sich der Stromverbrauch pro Person auf 28,4 Kilowattstunden (1,8). Kleine Unternehmen mit 50 Angestellten verbrauchen jährlich 175 Kilowattstunden (2,5) pro Person.

Der Cloud-Service Google Mail als Beispiel verbraucht pro Nutzer und Jahr weniger als 2,2 Kilowattstunden. Der Stromverbrauch ist dreimal weniger als ein Grossunternehmen (10’000 Mitarbeitende), 13-mal kleiner als ein mittelgrosser Betrieb (500) und 80-mal geringer als ein Kleinbetrieb (50).

Grossunternehmen sind bereits in der Cloud

T-Systems hat bei Schweizer Grossunternehmen die Jahres-Trends befragt. Befragt wurden spezifisch Unternehmen mit über 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Auch das auf Outsourcing spezialisierte Tochterunternehmen der Deutschen Telekom meldet, dass Cloud Computing stark verbreitet ist.  Nur noch ein Drittel gab an, Cloud-Anwendungen im Unternehmen einführen zu wollen. Gleichzeitig sank der Anteil von Unternehmen, die gar keine Cloud-Services bezogen von 30 auf 20 Prozent. Gut die Hälfte bezieht Geschäftsanwendungen aus der Cloud. Dies sind meist SAP-Anwendungen, die virtualisiert im Rechenzentrum des Outsourcers betrieben werden. Fast ebenso viele Unternehmen nutzen E-Mail-Tools und Arbeitsplatz-Virtualisierung als Service.

(Marco Rohner)

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Marco Rohner
Journalistischer Unternehmer der neu erfindet, wie Geschichten in einer allzeit verbundenen Welt erzählt werden. Er ist Herausgeber von Greenbyte.ch, dem weltweit exklusiven Online-Magazin über den nachhaltigen Nutzen von Informationstechnologie, gegründet im Jahr 2011 und 500'000 Leser in den ersten drei Jahren erreicht.