Die Bahn ist frei für eine neue Form des Dialogs zwischen Gesellschaft und Staat. Die Vertreter der Stadt Zürich haben kurz vor dem Start des ersten Open-Data-Portals einer Schweizer Verwaltung über den Stand informiert. Zu Beginn am 28. Juni werden die Themen Verkehr, Umwelt und Entsorgung mit Datensätzen versorgt.
Die deutschsprachigen Stadte Wien, Berlin und Bremen haben bereits ein Portal für offene Daten der Stadt. Zürich folgt am 28. Juni. Der Zürcher Stadtrat und Finanzvorstand Martin Vollenwyder eröffnet gleichentags die zweite jährliche Konferenz des Vereins Opendata.ch. Die Konferenz findet dieses Jahr im Hotel X-Tra in Zürich statt. «Wir treten in eine Form des Dialogs von Gesellschaft und Staat ein», sagte Opendata.ch-Präsident André Golliez am öffentlichen Informationsabend in Zürich. Die Limmatstadt nimmt eine Pionierrolle ein für offene Daten in der Schweiz. Die Vorbereitungen umfassten Policy, Prozesse und Richtinien, Portal, initiale Daten zum bereitstellen und internes Marketing. Damit verbunden ist ein Rechtsgutachten des Anwalts Christian Laux von Lauxlawyers. Dieses ist fertiggestellt und wird öffentlich vorliegen. Darin ist festgehalten: Die Stadt darf ihre Daten öffentlich zugänglich machen, sie entzieht sich aber jeglicher Verantwortung für Missbrauch; sie behält sich jederzeit das Recht vor, veröffentlichte Datensätze wieder zurückzuziehen.
Beamte müssen Denkweise verändern
Bei den Menschen sieht Andreas Németh, E-Zürich-Gesamtprojektleiter für E-Government, die grösste Herausforderungen für die Stadt. «Open Data ist für uns ein Paradigmawechsel, der uns die nächsten paar Jahre beschäftigen wird», so Németh. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 70 Dienststellen müssen eine neue Denkweise übernehmen, wenn Daten-Anfragen von der Bevölkerung, von Entwicklern und von Unternehmen kommen. «Sie sollen sich nicht mehr wie bisher fragen, wieso die Daten öffentlich sein sollen. Das einzige Kriterium für einer Herausgabe von Daten soll die Schützbarkeit sein: Was darf öffentlich sein und was nicht?», sagte Németh. Er bat um Geduld. Die neue Vernetzung brauche Zeit. Als Beispiel nannte die Anzahl Internet-Anschlüssen der Verwaltung der Stadt Zürich im Jahr 1997; nur 31 wurden damals installiert, bei einem bewilligten Kontingent von 50 Anschlüssen.
Der Zürcher Open-Data-Projektleiter Bruno Böni informierte über den Ablauf einer Anfrage und die interne Organisation. 70 Dienstabteilungen sind für ihre Daten verantwortlich. Als zentrale Anlaufstelle koordiniert das Statistische Amt jede Anfrage an die Abteilungen. Nur der Dienstchef kann erstmals publizierte Daten bewilligen. Abschlägige Bescheide werden begründet und auf dem Portal bekannt gegeben.
Technische Basis des Portals bleibt offen
Aufgrund der Zürcher Pionierrolle ist noch kein Entscheid über die definitive technische Basis des Portals gefällt werden. Der Start erfolgt mit den technischen Möglichkeiten des bestehenden Webportals der Stadt. «Wir sind erst am Anfang einer Evaluation der Plattform, weil wir noch abwarten wollen, was andere Verwaltungen diesbezüglich vorhaben», sagte Andreas Németh, E-Zürich-Gesamtprojektleiter für E-Government, gegenüber Greenbyte.ch.
Bereits ist Microsoft mit der Azure-Plattform vorstellig geworden und war gleich mit drei Vertretern am Informationsabend anwesend, beispielsweise Michael Epprecht, der IT Pro Evangelist für Developer and Plattform Evangelism von Microsoft Schweiz. «Wir werden nichts überstürzen und andere Lösungen gleichberechtigt beurteilen – auch Open Source Software», sagte Németh gegenüber Greenbyte.ch.
Statistik und Geo-Information veröffentlichen erste Datensätze
Zum Start des Open-Government-Data-Portals werden die Themen Verkehr, Umwelt und Entsorgung mit Datensätzen abgedeckt. Das Statistische Amts veröffentlicht 50 Datensätze zu Bau und Bevölkerung. Besonders interessant erscheint auch ein Wanderungsdatensatz, der aufzeigt, wie die Bevölkerung sich in den Stadtkreisen anhand von unterschiedlichen Daten wie Nationalitäten oder Einkommen durchmischt.
Weitere Daten sind von den Geo-Informationsdiensten öffentlich zugänglich. Beispielsweise die Basiskarte der Stadt inklusive neuer Strassen. Auch die Abstimmungsresultate seit 1933 aller kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Wahlen sind dort aufgeführt.
Die Auslieferung der Daten erfolgt über maschinenlesbare Formate wie CSV für die Statistik. Die Geo-Information erscheint in den Datenformaten WMS, WFS, SHP, KML und CSV.
(Marco Rohner)
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