Das spanische Ingenieurbüro AST Modular hat in Sydney ein Rechenzentrum mit einem besonders effizienten PUE-Wert von 1,09 erbaut. Nur neun Prozent des Rechnerstroms wird für umliegende Systeme benötigt. Zu 92 Prozent der Zeit im Jahr läuft die Anlage ohne Kühlmaschinen. AST Modular baut für IBM weltweit die modularen Rechenzentren. Auch in der Schweiz ist die Nachfrage da.
Das modulare Rechenzentrum verbraucht zum Betrieb der umliegenden Systeme wie Kühlung und Überwachung nur 9 Prozent des Computer-Stroms. Das Konzept zur extrem effizienten Kühlung basiert auf dem weltweiten Patent von AST Modular. «Modular Natural Free Cooling» (MNFC) nennen es die Erfinder. «Das Patent hat uns den Exklusiv-Vertrag mit IBM ermöglicht, zum Bau aller modularer IBM-Rechenzentren weltweit», sagte Henry Daunert, CEO von AST Modular gegenüber Greenbyte.ch. In Island, Dänemark und neu auch in Australien laufen die ersten MNFC-Systeme.
Die Doppeldecker-Lösung von AST Modular umfasst einen 40-Fuss-Container mit 17 Racks, ein komplettes Brandschutzsystem, Zutrittskontrolle und Überwachungsausrüstung. Dazu kommt ein 20-Fuss-Container mit dem Kühlsystem. Der Nachteil des Systems ist der Platzbedarf eines weiteren Containers und der höhere Transportaufwand in entlegene Gebiete. Trotzdem verspricht AST Modular einen schnellen Return-on-Investment in 18 Monaten; wenn der PUE von 1,7 auf 1,07 gesenkt werden kann, entspricht dies einer Ersparnis von fast 110’000 Euro pro Jahr.
Getrennte Kammern und Wärmetauscher ersetzen herkömmliche Kühlung
Sydney ist die bevölkerungsreichste Stadt in Australien mit täglichen Durchschnittstemperaturen im Sommer bis 26 Grad Celsius (°C) und Höchsttemperaturen bis 45°C. Das modulare Rechenzentrum von AST Modular ist mit IBM-Servern ausgestattet und läuft zu 92 Prozent im Jahr ohne zusätzliche stromfressende Kühlmaschinen. Meistens kühlen nur die Wärmetauscher. Selbst die zusätzlichen Kühlaggregate sind effizient. Ihre Funktion ist einzig, feine Wassertropfen in den Luftstrom zu spritzen.
Bis 19°C Aussentemperatur ist der Vollbetrieb des Rechenzentrums mit der Gratiskühlung möglich.
Der Kühlcontainer ist in zwei Zonen geteilt. Dadurch entfällt der Einsatz von Filtern, um die Luft vom Schmutz zu säubern. Diese indirekte Luftstrom-Kühlung basiert auf Luft-Luft-Wärmetauschern. Ein automatisiertes Steuersystem maximiert die erhältlichen Stunden für Gratiskühlung, indem es über 300 Parameter überwacht. Bis 19°C Aussentemperatur ist der Vollbetrieb des Rechenzentrums mit der Gratiskühlung möglich, teilweise unterstützt von Luftpumpen, um die Kühlzone zu erweitern. Ab 26°C helfen die zusätzlichen Kühlaggregate.
Erste Bauten und starke Nachfrage in der Schweiz
«Die Zeit ist reif für modulare Rechenzentren» sagt Jörg Schanze, Leiter des Rechenzentrumbaus von IBM Schweiz, gegenüber Greenbyte.ch. Er spüre eine starke Nachfrage für Projekte von Finanzunternehmen und internationalen Konzernen. «Wir haben bereits modulare Rechenzentren in kleineren Bereichen realisiert», so Schanze. Die Vorteile des modularen Baus seien vor allem die grossen Zeitersparnisse: Planung und Bau verkürzen sich mit Containern als vorfabrizierte Elemente auf wenige Monate. «Zudem sind die Komponenten in sich schon optimiert und auf hohe Auslastung ausgelegt.» Den Stromspar-Effekt eines solchen Rechenzentrums kann Schanze aufgrund unterschiedlicher Klimaeinflüsse nur schwer beziffern – er geht von 10 Prozent aus.
(Marco Rohner)
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