Schweizer sammeln fleissig Elektroschrott

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2012 hat Schweizer Bevölkerung 3 Prozent mehr Elektroschrott entsorgt als im Jahr zuvor. Das Volumen von Swico Recycling hat sich innert zehn Jahren verdoppelt. Die Logistik arbeitet ab diesem Jahr effizienter. Die Quecksilbermenge steigt seit Jahren, deshalb wurden neue Sicherheitsvorschriften zum Gesundheitschutz erlassen.

Recycling von Elektroschrott

2012 wurden mehr als 60’000 Tonnen Elektroschrott wie Drucker, Fernseher und Computer (ohne Haushaltgeräte) zurück gegeben. (pd)

2012 hat Schweizer Bevölkerung insgesamt 61‘295 Tonnen Altgeräte der Informatik, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation an den Sammelstellen abgegeben. Das Volumen hat sich innert zehn Jahren verdoppelt. Rund 75 Prozent der Recycling-Mengen können in Form von wieder gewonnenen Rohstoffen in den Wirtschaftskreislauf zurückgebracht werden. Eine geringe Menge an Schadstoffen muss neutralisiert werden und der Rest wird energetisch verwertet, kann also in Form von Wärme oder Strom genutzt werden.

Neue Technologie führt zu weniger Gewicht

Wie bereits ist absehbar, dass in den kommenden Jahren die gesammelten Mengen gewichtsmässig rückläufig sein werden (im Gegensatz zu den Stückzahlen). Die heute schon sehr hohen Sammelquoten von über 90Prozent können nicht mehr stark gesteigert werden und die Geräte werden leichter. Besonders der Übergang von Röhrenfernsehern zu Flachbildschirm-Fernseher erfolgt nun auch an den Sammelstellen. Dies mache sich laut Swico Recycling besonders stark beim Gewicht bemerkbar.

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Bei den PC-Monitoren ist der Technologiewechsel bereits voll im Gang. Es wurden zwar beachtliche 302‘000 Röhrenbildschirm-Monitore retourniert, doch mit 406‘000 Stück haben die Flachbildschirme sie bereits überholt. Ganz anderes im Bereich Unterhaltungselektronik bei den TV-Geräten: Hier stehen den retournierten 575‘000 Röhrengeräten nur gerade 55‘000 Flachbildschirme gegenüber.

Sammelsystem eines Europameisters

58 Prozent der Mengen wurden über öffentliche oder private Abgabestellen gesammelt. In keinem europäischen Land wir mehr gesammelt als in der Schweiz. Das freiwillige Rücknahmesystem von Swico wird durch die Konsumenten selbst finanziert. Sie bezahlen beim Kauf eines Neugerätes eine vorgezogene Recyclinggebühr. Damit werden der fachmännische Betrieb von Sammelstellen, der Transport sowie die Zerlegung und das Recycling in der Schweiz finanziert. Die Geräte können an über 6’000 Abgabestellen in der Schweiz ohne Vorbedingung und kostenlos zurückgegeben werden, so insbesondere bei Verkaufsstellen im Handel sowie bei Sammelstellen.

Per Anfang Jahr hat Swico die Verträge mit Logistikern und Recyclern neu vergeben, weil die Laufzeiten abliefen. Der bisherige Transporteur CDS Cargo Domizil erhielt erneut den Zuschlag als Logistikpartner. Die Recycling-Vertragspartner sind neu exklusiv pro Region aufgeteilt, die verkürzt die Distanzen, anstatt quer durch die Schweiz zu fahren, und die Waren können gebündelt werden. 

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Aus Jahresbericht von Swico geht hervor, dass bei weitem nicht alle freiwillig beim Recycling mitmachen. (pd)

Härtere Vorschriften schützen Gesundheit

Sehr spät kommt eine neue Regelung zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an den Abgabestellen (jeder Verkäufer ist theoretisch betroffen) und bei den Recyclern. Seit Jahresbeginn 2013 wurde auf dringende Empfehlung der Empa (agiert als Swico-Kontrollstelle) eine neue Weisung zu den Bildschirmgeräten (CRT und Flachbildschirme) ausgegeben. Bildschirmgeräte dürfen nicht mehr in Mulden oder Grosscontainern gesammelt und transportiert werden, sondern nur noch in Paletten mit Rahmen. Die Gefahr des Zerbrechens ist bei Mulden und Grosscontainern viel höher als bei Paletten – besonders allem beim Abladen. Die entweichenden Stoffe sind zum Teil quecksilberhaltig und krebserregend. Es bestehe laut Swico Recycling auch eine erhöhte Verletzungsgefahr durch Glasscherben. Die bisherigen Vorschriften verpflichteten zwar schon vorher zu einem vorsichtigen Umgang mit den Bildschirmen. Weil dies aber unterschiedlich interpretiert wurde, musste Swico diese Präzisierung vornehmen.

Quecksilbergehalt von Hintergrundbeleuchtungen

Laut einem Bericht (PDF) aus dem Jahr 2011 von SENS (Elektro-Haushaltgeräte-Recycling) und Swico Recycling erreicht die gesamthaft zu entsorgende Quecksilbermenge aus Flachbildschirmen bis 2014 ihren Höhepunkt mit rund 15 bis 20 kg pro Jahr. Quecksilber soll laut einer UNO-Konvention bis 2020 in solchen Produkten verboten sein ([p2p type=”slug” value=”quecksilber-konvention-fordert-it-firmen”]Bericht: Quecksilber-Konvention fordert IT-Firmen[/p2p]). LCD-Bildschirme enthalten eine grosse Anzahl von quecksilberhaltigen Röhrchen. Auch Drucker, Scanner und Kopierer können quecksilberhaltige Leuchtstoffröhrchen mit Durchmessern bis zu 1 cm enthalten und müssen mehrheitlich von Hand entnommen werden. Laut Fachliteratur betragen die Quecksilbergehalte pro Leuchtstoffröhrchen je nach Quelle 3,5 bis 5 respektive 5 bis 10 Milligramm Quecksilber (Hg). Untersuchungen der Empa im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) haben aber deutlich geringere Gehalte von 0,6 bis 1,6 Milligramm Hg pro Röhrchen eruiert – ein Grossteil des Quecksilbers ist gasförmig vorhanden. Dadurch sind in vielen Fällen über 20 mg Quecksilber pro Flachbildschirm-Fernsehgerät zu entsorgen. Zum Vergleich enthalten Energiesparlampen nur 4 bis 8 Milligramm Quecksilber.

 (Marco Rohner)

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Marco Rohner
Journalistischer Unternehmer der neu erfindet, wie Geschichten in einer allzeit verbundenen Welt erzählt werden. Er ist Herausgeber von Greenbyte.ch, dem weltweit exklusiven Online-Magazin über den nachhaltigen Nutzen von Informationstechnologie, gegründet im Jahr 2011 und 500'000 Leser in den ersten drei Jahren erreicht.