Facebook hat im nordschwedischen Luleå ein riesiges Rechenzentrum (RZ) geplant. Es erweitert die Kohle betriebenen Varianten in den USA mit sauberer Wasserkraft. In der Vergangenheit hatte Greenpeace das Unternehmen mit der Kampagne «unfriend coal» angeprangert.
Nach dem Open Compute Project, mit dem Facebook seit April die Entwicklung von stromeffizienter Server-Hardware fördert, spielt nun auch der Standort und die Herkunft für den Internet-Riesen eine immer wichtigere Rolle. «Dies ist das erste Facebook-Rechenzentrum, das hauptsächlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird», sagte Facebook-Sprecher Michael Kirkland. «Dieser Entscheidungsfaktor ist uns sehr wichtig, aber logischerweise nicht der einzige.»
Von 800 Millionen Facebook-Nutzern leben 25 Prozent in den USA. Mit der Expansion nach Europa kann das Unternehmen den Service verbessern und Kosten reduzieren. Die intensive Datenverarbeitung ist geographisch näher bei den Nutzern, das verringert die Latenzzeit. Facebook kann die Betriebskosten komplett kontrollieren und spart die Leasing-Gebühren für Rechenzentren von externen Anbietern.
Start des Betriebs ab Ende 2012
Facebook betreibt seit April das erste eigene Rechenzentrum in Oregon, ein zweites befindet sich in North Carolina. Mit einer Startfläche von 27’000 Quadratmetern ist die Anlage in Schweden das erste Facebook-RZ ausserhalb der USA. Und das ist erst der Anfang: Die erste Bauphase soll Ende 2012 abgeschlossen sein. In der ersten Hälfte 2013 möchte man den Betrieb aufnehmen. Geplant sind zwei weitere Ausbau-Phasen – 2014 könnte das Ganze betriebsfertig sein. Eine Investitionssumme wurde nicht genannt.
Die schwedische Küstenstadt am bottnischen Meerbusen mit gut 45’000 Einwohnern ist auf dem gleichen Längengrad wie Fairbanks, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Alaska. Die durchschnittlichen täglichen Luft-Temperaturen messen zwischen fünf bis minus 2,5 Grad Celsius. Deshalb efolgt die Kühlung der Anlage fast ausschliesslich durch Luftzufuhr.
Schwedens Infrastruktur überzeugt Facebook
Fünf Anbieter buhlen um die Gunst von Luleå: TDC, Telenor, Telia Sonera, Banverket und Tele 2. Gemäss Facebook-Vertreter Tom Furlong sei die Entscheidung für Luleå neben den klimatischen Bedingungen auch deshalb gefallen, weil der hohe Strombedarf hier ausschliesslich mit Wasserkraft gedeckt werden könne. Im Gegensatz dazu betreibt der Social-Network-Riese die beiden ersten Rechenzentren in Oregon und North Carolina mit Kohlekraft. Der schwedische Fluss Lule produziert 13,6 Millionen Megawatt Strom. Dies entspricht zehn Prozent des gesamten Strombedarfs des Landes.
(Marco Rohner)
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