In der Bundeshauptstadt Bern haben 50 Interessierte aus der ganzen Schweiz den Verein Opendata.ch gegründet. Sie setzen sich für den rechtmässigen Zugang zu offenen Daten ein. In diesem Jahr sind bereits eine Konferenz zur neu lancierten Open Government Studie im Sommer geplant und zwei Hackdays im Frühjahr und Herbst. Im Studien-Fachbeirat sitzt auch Bundesrat Alain Berset.
«Wir brauchen das nicht», habe einst die Bundeskanzlerin Corina Casanova betreffend Open Data zum IT-Unternehmer André Golliez und der Thurgauer SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher gesagt. Mit diesen Worten als seiner persönlicher Initialzündung startete der designierte Präsident des Vereins Opendata.ch André Golliez die Gründungsversammlung. Rund 50 Männer und Frauen aus der ganzen Schweiz, mehrheitlich aus der Deutschschweiz und der Romandie, haben in der Berner Fachhochschule die Statuten beschlossen und den Vorstand gewählt. Darunter auch Vertreter und Angestellte von IBM Schweiz und Cisco Systems, des Bundesamtes für Informatik (BIT), der Universität Freiburg und der Fachhochschulen Bern und Neuenburg.
Der Verein ist die Speerspitze für einen freien Zugang der Bürgerinnen und Bürger der Schweiz zu offenen Daten. Einen Überblick über die Stossrichtungen bietet das Manifest. Vorbilder sind unter anderem die Aktivitäten zu «Open Government Data» der Behörden in den USA, Kenya und Grossbritannien. Der britische Premierminister David Cameron führte seinen Antrieb (vor der Wahl) im Rahmen eines TED-Talks aus.
Es blieben keine leeren Worte. Cameron schritt zur Tat. Die Kriminalitätsstatistik für jede Strasse in ganz England und Wales zog eine solche Aufmerksamkeit auf sich, dass die Server unter der Last von 18 Millionen Zugriffen zusammenbrachen. (Link zu Camerons Artikel im Daily Telegraph)
Die Wurzeln der Schweizer Bewegung sind in einer offenen Fachgruppe der Swiss Open Systems User Group «ch/open» zusammengefasst worden, die nun zusammen mit dem neuen Verein Opendata.ch weitergeführt werde. Mit der Schweizer Informatik Gesellschaft, als deren Präsident Golliez während 5 Jahren amtete, ist ebenso eine Fachgruppe zu Open Data geplant. In den Vorstand des Schweizer Opendata-Vereins gewählt sind: Itopia-Managing-Partner André Golliez (Präsident), Liip-Gründer und Unternehmer Hannes Gassert (Vizepräsident), Sonntagszeitung-Redaktor Barnaby Skinner (Kassier), Politnetz.ch-Initiator Andreas Amsler (Community und Kommunikation Deutsch), selbständiger Anwalt Christian Laux (Recht), innoQ-Senior-Consultant Antoine Logean (Community und Kommunikation Französisch), Technologie-Berater der Stadt und des Kantons Genf Giorgio Pauletto (Romandie), sowie Ernst-&-Young-Senior-Berater Matthias Stürmer (Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit).
Daten sind Grundbedürfnis für Entscheidungen
Mit offenen Daten ist der Zugang beispielsweise für die politische. wissenschaftliche und gesellschaftliche Ebene wichtig, wie auch für die technische Ebene von Bedeutung, um die veröffentlichten Daten zu verarbeiten. Beispiele für die Schweiz sind bereits auf der Website des ersten Hackday vom Herbst vergangenen Jahres ersichtlich. Weitere Hackdays sind im Frühjahr zum Thema Mobilität in Genf und Zürich, sowie im Herbst zum Thema Gesundheit geplant. «Die Veranstaltungsorte im Herbst sind noch offen – es könnte auch gut Basel sein», sagte Organisator Hannes Gassert gegenüber Greenbyte.ch. Das Geoportal der schweizerischen Bundesverwaltung ist bereits zugänglich. Unter geo. admin.ch ist eine Plattform für geolokalisierte Informationen, Daten und Dienste. Diese werden von öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Laut der Plattform sind 60-80 Prozent aller Entscheide, die Bürgerinnen und Bürger betreffen, mit Geoinformation verbunden. Eine weltweite Übersicht bietet der Opendata-Showroom. Ein weltweit prominentes Beispiel ist auch die Open-Streetmap (Beispiel am Ende dieses Artikels).
Studie zu Open Government Data in der Schweiz
Vor der Gründungsversammlung orientierten Golliez und der Berner Professor Reinhard Riedl über die Open Government Data Studie Schweiz. Sie soll die Möglichkeiten in der Schweiz aufzeigen. Untersucht werden 8 Disziplinen, darunter Staats- und Gesellschaftspolitik, Verwaltungstechnik sowie Betriebs- und Volkswirtschaft. «Die Schweiz steht noch ganz am Anfang, eigentlich noch vor dem Anfang», sagte der gebürtige Österreicher Riedl.
Die Studie wird von der Berner Fachhochschule zusammen mit Itopia und weiteren Projektpartnern von November 2011 bis Juni 2012 durchführt. Finanziert wird sie von der Gebert Rüf Stiftung. Im Fachbeirat sitzt auch der frisch gewählte Bundesrat Alain Berset, Vorsteher des Departements des Innern. Die Resultate werden voraussichtlich am 28. Juni in Zürich präsentiert.
(Marco Rohner)
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