Die Forschungsinstitution Empa und das Staatssekretariat für Wirtschaft haben das neue Programm «Sustainable Recycling Industries» vorgestellt. Es umfasst eine internationale Plattform für Nachhaltigkeitsrichtlinien und fördert in Entwicklungsländer die Wiederverwertung mineralischer Rohstoffe.
Seit 2003 wurden von Empa und Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) nachhaltige Recyclingsysteme für Elektro- und Elektronikschrott in verschiedenen Entwicklungsländern aufgebaut. Das Vierjahresprogramm «Sustainable Recycling Industries» bietet einen neuen Ansatz für Entwicklungsländer, um den nachhaltigen Umgang mit wiederverwertbaren Rohstoffen zu fördern. Es soll die nötige Datenqualität herstellen, um die Qualität von wiederverwendeten Rohstoffen einzuschätzen.
Kupfer und Gold stammen vielfach aus Entwicklungsländern. Dies sind für den Weltmarkt wichtige, nicht erneuerbare Rohstoffe. Ein effizienter Umgang mit diesen mineralischen Rohstoffen ist wichtiger denn je. Die Verfügbarkeit vieler Metalle, zum Beispiel seltene Erdelemente, wird stehtig kritischer. Ein grosser Beitrag kann dabei die Rückgewinnung aus gebrauchten Produkten leisten, wie Elektronikgeräte und Haushaltapparate.
Elektroschrott ist Wirtschaftsfaktor
Tausende von unkontrollierten Arbeiterinnen und Arbeitern in Entwicklungsländern gewinnen Rohstoffe. Sie sind aber nicht in der offiziellen Wirtschaftsstatistik erfasst. Diese unkontrollierte Rückgewinnung von Rohstoffen birgt zahlreiche Gefahren: sie vermutzt die Umwelt, gefährdet die Gesundheit, verschleppt gefährliche Substanzen. Es fehlen völlig sie Qualitäts- und Nachhaltigkeitsangaben.
Ein kürzlich durchgeführte Studie in New Delhi zeigte, dass Kunststoff-Recycling ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Stadt ist. In mehr als 7‘000 Kleinbetrieben sind zwischen 20’000 und 25’000 Menschen beschäftigt. Aus wiederverwendetem Kunststoff entsteht beispielsweise Kinderspielzeug und Geschirr. Dessen Bleigehalt liegt teilweise deutlich über den europäischen Grenzwerten. Im Rahmen der neuen Zusammenarbeit zwischen Seco und Empa ein internationaler Prozess lanciert werden, um neue Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards für zurückgewonnene Rohstoffe auszuarbeiten.
Ökobilanzen fehlen
Damit die Vorteile der Verwendung von Sekundärrohstoffen auf ihre Umwelt- und Sozialverträglichkeit beurteilt werden können, ist eine Bewertung ihres gesamten Lebenszyklus nötig – eine Ökobilanz. In Entwicklungsländern fehlen heute jedoch oft die Daten zu den verschiedenen Verarbeitungsprozessen. Lokale oder regionale Ökoinventare können diesen Mangel beheben. Empa und das Kompetenzzentrum «Ecoinvent» bauen dazu regionale Zentren zur Erhebung von Daten in Indien, Südafrika, Ägypten und Brasilien auf. Dies kommt auch den KonsumentInnen und Unternehmen in der Schweiz entgegen, die zunehmend Nachhaltigkeit über den ganzen Lebenszyklus eines Produktes fordern.
Pilotprojekte führen Recycling-Standards ein
Das Programm arbeitet mit privaten und öffentlichen Institutionen in den Partnerländern Ghana, Südafrika, Ägypten, Kolumbien, Peru und Indien zusammen. Gemeinsam werden Pilotprojekte unterstützt, um mittels Technologie-Kooperationen vorbildliche Verfahren und Recyclingstandards einzuführen. Dadurch soll eine marktgerechte Entsorgung von Altgeräten und die Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen aus Konsumgüterabfällen und deren Rückführung in die globalen Rohstoffmärkte erreicht werden.
Plattform für globale Nachhaltigkeitsrichtlinien
Auf globaler Ebene wird zurzeit das Thema der Rückgewinnung von Rohstoffen aus Konsumabfällen in verschiedenen Gremien diskutiert. Das neue Programm wird diese Diskussionen mit handfesten Resultaten und praktischen Erfahrungen aus den Pilotprojekten und den regionalen Zentren für Ökoinventare bereichern. Dazu wird eine internationale Multi-Stakeholder-Plattform gebildet, die Nachhaltigkeitsrichtlinien für nicht erneuerbare Sekundärrohstoffe entwickelt.
(Marco Rohner)
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