Cloud der Kreativität

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Mit der Creative Suite 6 hat Adobe die Leistungsfähigkeit erhöht und viele neue Features eingebracht. Gleichzeit lanciert der Software-Hersteller mit der Creative Cloud ein Abonnement-basiertes Lizenzmodell und ergänzt die Programme mit neuen, eigenen Online-Services für Austausch und Zusammenarbeit. Die Creative Suite 6 ist ab Mai 2012 verfügbar.

Adobe Creative Suite 6 bietet grosse Verbesserungen wie das sofort sichbare Resultat von Liquify. (pd)

Adobe Systems hat seine Kreativsoftware-Palette in der neuen Version Creative Suite 6 (CS6) vorgestellt, bestehend aus insgesamt 14 Einzelanwendungen für die Anwendungsbereiche Grafik, Layout, Foto, Web und Video. Im Gegensatz zu den relativ geringfügigen Änderungen der Vorgängerversion 5.5 wartet die neueste Ausgabe mit signifikanten Verbesserungen auf, vor allem was die Performance verschiedener Programme betrifft.

So sorgt die neue Mercury Graphics Engine in Photoshop CS6 dafür, dass bei rechenintensiven Operationen wie dem Liquify-Pinsel (gerne benutzt, um bei Model-Aufnahmen allfällige Fettpölsterchen wegzupinseln) das Resultat sofort zu sehen ist. Die bisher eher zähe Verarbeitung mit nervtötenden Wartezeiten gehört der Vergangenheit an.

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64-bit-Power für Mac und PC

Möglich wird dies, weil die Mercury-Engine voll 64-bit-fähig ist und je nach Computer auch die Rechenressourcen der Grafikkarte nutzt. Die gleichen Vorteile kommen auch im Vektorgrafikprogramm Illustrator CS6 zum Zug. Photoshop und Illustrator hat Adobe zudem mit einer stark renovierten Oberfläche ausgestattet, die den Umgang mit Werkzeugen und Paletten vereinfacht und nun standardmässig im dunklen Look daherkommt. Dazu kommen diverse neue und weiterentwickelte Features wie inhaltssensitives Ersetzen und Verschieben und ein runderneuertes Crop-Tool in Photoshop oder das massiv verbesserte Nachzeichnen und der neue Mustergenerator in Illustrator CS6.

Photoshop und Illustrator CS6 laufen unter Windows Vista und 7 sowie unter Mac OS X im 64-bit-Modus, unter Windows inklusive Windows XP können diese Anwendungen aber auch im 32-bit-Modus betrieben werden. Adobe Premiere Pro und After Effects CS6 dagegen sind zwingend auf einen 64-bit-Prozessor angewiesen, was auf den meisten aktuellen Systemen gegeben sein dürfte. Auf 64-bit-Systemen schreibt Adobe 4 GB RAM vor, empfohlen sind 8 GB.

Ein Inhalt, viele Formate

Photoshop CS6 rechnet flotter. (pd)

Mit InDesign CS6 erstellt man aus den gleichen Inhalten relativ bequem mehrere Layouts für Print, Online und Mobilgeräte. Dazu dienen neue Adaptive-Design-Werkzeuge wie Alternate Layout, Liquid Layout, Content Collector und Linked Content. Ganz ohne Aufwand geht es aber nicht: Damit die Umformatierung funktioniert, muss man sinnvolle Regeln für alle in Frage stehenden Elemente festlegen – ein Logo soll zum Beispiel immer rechts oben stehen bleiben, während ein Text sich je nach Gesamtbreite in eine oder mehrere Spalten gliedern soll.

Ähnliche Funktionalität bietet das Webdesign-Werkzeug Dreamweaver CS6: Die neue Fluid-Grid-Funktion folgt den Prinzipien des Responsive Web Design, die derzeit in der Webdesign-Szene Furore machen, und macht die Erstellung separater CSS-Layouts für Smartphone-, Tablet- und Desktop-Geräte überflüssig.

Neu sind die Anwendungen Muse, ein Website-Editor für Designer und Edge, ein HTML5-Animationstool, das aktuell zwar erst in einer Preview-Version vorliegt, in manchen Fällen aber durchaus bereits als Flash-Ersatz dienen kann. Auch die Video-Anwendungen Premiere Pro und After Effects CS6 bieten diverse Verbesserungen. Im Zentrum steht auch hier mehr Leistung dank der Mercury Playback Engine von Premiere, die nun OpenCL  auch auf dem Macbook Pro mit AMD-Grafik unterstützt – bisher war das GPU-gestützte Video-Playback auf die CUDA-Architektur von Nvidia-Grafikchips beschränkt. Neu sind die Programme Prelude für bessere Workflows beim Einspielen von Videomaterial und SpeedGrade für Farbkorrektur und Finishing.

Revolutionäres Lizenzmodell, konventionelle Installation

Die CS6-Anwendungen kann man auch in Zukunft in einer Verpackung kaufen. In der neuen Version gibt es allerdings nur noch vier statt fünf unterschiedliche Zusammenstellungen zu Preisen zwischen 1960 und 3921 Franken. Adobe hat das bisherige Abomodell der Creative Suite komplett überarbeitet, und zwar für einzelne Monate zu 99 Franken oder im Jahresabo (65 Franken pro Monat). Für bestehende Creative-Suite-Nutzer gibt es das erste Abo-Jahr zum Spezialpreis von 39 Franken. Darin inbegriffen sind jeweils sämtliche 14 Anwendungen der CS6, alle Updates, die im Lauf der Abonnementsperiode erscheinen sowie Dienstleistungen wie 20 GB Speicherplatz, das Webhosting-Paket «Business Catalyst» und die Einzelausgabe (Single Edition) der «Digital Publishing Suite», mit der man pro Abojahr ein iPad-Magazin erstellen und vermarkten kann.

Später im Jahr sollen diverse Online-Services wie eine Art Facebook für Kreative und ein Dienst zur Kommunikation zwischen Kreativen und Kunden hinzukommen. Dieses Abo-Angebot nennt Adobe «Creative Cloud». Aus der Cloud kommen aber nur die Online-Services, nicht die CS6-Anwendungen selbst: Es handelt sich nicht um Software-as-a-Service (SaaS). Die CS6-Programme muss man vielmehr herunterladen und lokal auf dem Rechner installieren. Die Software überprüft dann im Wochenrhythmus, ob das Abo noch gültig ist.

Zur Nachhaltigkeit seiner Rechenzentren, die mit den neuen Online-Service ja deutlich mehr gefordert sein dürften, äussert sich Adobe nicht. Immerhin unterhält das Unternehmen aber einen internen «Environmental Sustainability Council» und gibt sich bestrebt, seine Büros und Rechenzentren energieeffizient zu betreiben.

(Urs Binder)

 

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Urs Binder

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