Jedes dritte Unternehmen ignoriert Stromverbrauch im RZ

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Grossunternehmen mit Rechenzentren (RZ) investieren wieder vermehrt in Rechenzentren und nutzen vermehrt externe RZ-Anbieter. Schweizer und deutsche Unternehmen mit RZ verlieren ihre Führungsposition in Europa an die skadinavischen Länder. Grosser Nachholbedarf eröffnet sich im Gebiet nachhaltigerer Rechenzentren – über ein Drittel der Entscheider kennen noch nicht einmal ihren Stromverbrauch. Jedes zweite Unternehmen hat mindestens die Hälfte der Server virtualisiert.

Rechenzentrumsbetreiber wie Facebook sind in Skandinavien besser als in der Schweiz und Deutschland aufgehoben. (pd)

Für die Studie «Next Generation Data Center Index Cycle 2» (C2) wurden 949 IT-Verantwortliche in grossen Unternehmen in zehn Ländern der Region EMEA befragt, davon 98 aus der Schweiz. Die Unternehmen erwirtschaften je zwischen 100 Millionen und einer Milliarde Dollar Umsatz. Somit sind die allermeisten Unternehmen dabei, die mehr als eine Million Franken pro Jahr allein für Strom ihrer Rechenzentren (RZ) ausgeben. Die Studie wurde vom Marktforschungsinstitut Quocirca im Auftrag von Oracle durchgeführt. Sie umfasste auch Unternehmen, die nicht Oracle Kunden sind.

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Die erste Studie (C1) im Mai 2011 brachte das Unbewusstheit der Unternehmensverantwortlichen über den Energieverbrauch im RZ ans Licht. Viele Firmen massen nicht einmal den Stromverbrauch. Die neue C2-Studie datiert auf Januar 2012 und zeigt eine stark verbesserte Situation. Energieeffizienz wurde in der wirtschaftlichen Krisenzeit zu einem Schlüsselfaktor im Geschäftsplan eines Rechenzentrums. Der Nachhaltigkeitsindex erreichte gegenüber aller andern Faktoren das höchste Wachstum. Subkategorien, wie Nachhaltigkeit, die Fähigkeit, das Kerngeschäft zu unterstützen, und Flexibilität stiegen in allen zehn untersuchten Gebieten in der Region EMEA an.

Stromverbrauch bleibt unbekannt

Klick zum Vergrössern: Europäische Unternehmen mit Rechenzentren haben noch grossen Nachholbedarf bei Energieeffizienz. (pd)

Der Energieverbrauch wird nur von den wenigsten Unternehmen beobachtet; Mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Teilnehmer gab zu, nicht zu wissen, wie viel Energie ihr Rechenzentrum verbraucht. 10 Prozent meinten sogar, dass der Energieverbrauch für ihr Rechenzentrum nicht extra ausgewiesen wird.

Die Zahl der Unternehmen, bei denen virtualisierte Systeme auf 50 bis 69 Prozent der Server laufen, erhöhte sich von 24 auf 32 Prozent. Nur jedes achte Unternehmen betreibt auf mehr als 70 Prozent der Hardware virtualisierte Systeme.

Nachhaltigkeit wird deutlich stärker gewichtet

Das Engagement für Nachhaltigkeit wächst: Die Zahl der Unternehmen, die für ihr Rechenzentrum einen Nachhaltigkeitsplan haben und verfolgen, stieg von 37 auf 44 Prozent. In diesem Bereich liegen die Schweiz und Deutschland mit Skandinavien gleich auf.

In der ersten Umfrage hatten ein Drittel aller Teilnehmer nicht vorgesehen, die Nachhaltigkeitpläne in ihren Rechenzentren zu verbessern. Dieser Wert sank innerhalb von nur sechs Monaten auf einen Viertel der Unternehmen. Eine kleine Minderheit von 6 Prozent hat überhaupt keinen Nachhaltigkeitsplan, auch dieser Wert verbesserte sich von 13 Prozent in der ersten Umfrage. Mehr als die Hälfte hat Voll- oder Basis-Statements geleistet und plant diese zu Unterstützen. Zuvor waren es nur 43 Prozent.

Investitionen für Rechenzentren steigen

Investitionen in ein neues Rechenzentrum innerhalb der nächsten zwei Jahre planen ist von 31 auf 41 Prozent der Befragten gestiegen. Der Prozentsatz der IT-Verantwortlichen, die der Ansicht sind, ein neues Rechenzentrum erst innerhalb von fünf Jahren zu benötigen ist von 35 Prozent auf 23 Prozent gefallen;

Im Branchenvergleich liegen weiterhin Telekommunikationsunternehmen und Versorger vorne; Finanzdienstleister folgen auf Platz drei. Letztere haben die Rechenzentren im zweiten Halbjahr des letzten Jahres nicht weiterentwickelt. Die öffentlichen Verwaltungen liegen an vorletzter Stelle, vor dem Handel. Der Grund für diese Entwicklung liegt darin, dass vor allem Telkos wegen neuen Endgeräte und zunehmender Maschine-zu-Maschine-Kommunikation und Versorger durch Smart Meters ein extremes Datenwachstum zu bewältigen haben.

(Marco Rohner)

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Marco Rohner
Journalistischer Unternehmer der neu erfindet, wie Geschichten in einer allzeit verbundenen Welt erzählt werden. Er ist Herausgeber von Greenbyte.ch, dem weltweit exklusiven Online-Magazin über den nachhaltigen Nutzen von Informationstechnologie, gegründet im Jahr 2011 und 500'000 Leser in den ersten drei Jahren erreicht.