Intels CEO und Präsident Paul Otellini hat am IDF in San Francisco einen Prozessor-Chip vorgestellt, der mit einem briefmarkengrossen Solarpanel läuft. Die übernächste Core-Generation Haswell soll 20 Mal weniger Strom verbrauchen. Zudem arbeitet Intel enger mit Google zusammen.
Ein Forschungschip von Intel braucht so wenig Energie, dass ein winziges Solarpanel ausreicht, um damit einen Computer zu betreiben. Der Prototyp aus der Forschungsabteilung von Intel wurde erstmals präsentiert. Die neue Architektur namens Claremont bezeichnet Intel als «Near Threshold Voltage Core» (NTV). Heutige Prozessoren laufen bei rund einem Volt Spannung. Intel hat diesen Wert nun so tief wie möglich gesenkt: Bis knapp vor den Punkt (400 bis 500 Millivolt), an dem das Material zu leiten beginnt. Die Schwierigkeit dabei ist die Genauigkeit der Transistoren, die bei so tiefen Spannungen an der Grenze der Leitfähigkeit kaum einen Unterschied zwischen 1 (leitend) und 0 (nicht leitend) anzeigen. «Der NTV-Prozessor basiert auf der originalen, superskalierbaren Pentium-Architektur. Die angewandte Methode kann aber für jede andere NTV-Architektur adaptiert werden – vom Handy bis zum Supercomputer», schreibt Intel-CTO Justin Rattner in seinem Blog.
Nicht ganz so extrem ist die übernächste Chip-Generation der Core-Reihe, mit Core i3, i5 und i7. Sie wurden in der aktuellen zweiten Generation (Sandy Bridge), die seit Januar auf dem Markt ist, bereits 75 Millionen Mal ausgeliefert. Die nächste Generation «Ivy Bridge» wurde bereits im Sommer um ein halbes Jahr auf die erste Jahreshälfte 2012 verschoben. Mooly Eden, Vice President und General Manager der PC Client Group bei Intel, verspricht dafür mehr Leistung bei niedrigerem Stromverbrauch. Intel hat zudem die Grafikleistung überarbeitet, um das Video- und Gaming-Erlebnis zu verbessern – die Stärke von Konkurrent AMD. Eden zeigte sechs Ultrabook-Vorserienmodelle, die auf der dritten Generation der Intel Core Prozessoren basieren.
Ultrabooks, die neuen Notebooks?
Die ersten Ultrabooks kommen vor Weihnachten auf den Markt. Sie sollen laut Otellini dünne, mobile und energiesparende PCs ermöglichen. Die kommende Prozessor-Generation mit dem Codenamen «Ivy Bridge» bildet die Basis für die ersten Ultrabooks. Die neuen Prozessoren basieren auf Intels 22 Nanometer-Fertigungstechnologie und sind die erste Chipgeneration, die auf den im Mai angekündigten revolutionären 3D-Tri-Gate-Transistoren basiert. Mooly Eden fordert für die Ultrabook-Vision eine mehrjährige, branchenweite Zusammenarbeit. LG Display demonstriert am IDF eine Bildschirm-Technologie, welche die Laufzeit bis zu eine Stunde verlängert. In einem kleinen Speicher wird eine Kopie des Bildes abgelegt. Solange sich die Anzeige nicht verändert, bleiben Prozessor und Grafikeinheit im Stromsparmodus.
«Die Komponenten-Hersteller von Displays, Tastaturen, Akkus und Gehäusen müssen gemeinsam an weiteren Innovationen arbeiten, damit die Ultrabook Vision Realität wird» Mooly Eden, Intel
Intels Vorzeige-Objekt dieser Vision sind 2013 die 22-Nanometer-Prozessoren mit dem Codenamen «Haswell». Eden zeigte auf dem IDF erste Haswell-Prototypen, die mehrere Anwendungen gleichzeitig ausführten. Sie werden im Ruhezustand mehr als 20-mal weniger Strom verbrauchen als aktuelle CPUs – angeblich ohne Einbussen bei der Rechenleistung. Akkulaufzeiten von mehr als zehn Tagen sollen im Standby-Betrieb möglich sein.
Android als Hoffnungsträger
Intels CEO und Präsident Paul Otellini hat am IDF auch eine Zusammenarbeit mit Google bekannt gegeben. Er sieht das Wachstum in Märkten ausserhalb des PC-Geschäfts als wichtigstes Unternehmensziel Intels. Otellini stellte ein Referenzdesign mit Atom-Prozessor und einer Android-Plattform vor. «Künftige Versionen der Android-Plattform sind für die Intel-Atom-Prozessoren optimiert», versprach der Android-Gründer Andy Rubin, heute Senior Vice President Mobile bei Google. Dies soll Intels-Plattformen für Hersteller von Android-Tablets und Smartphones empfehlen – bisher kämpft Intel bei Android auf verlorenem Posten. Beide Unternehmen arbeiten auch an einer besseren Kompatibilität ihrer Plattformen und Architekturen. Dazu gehören Chrome OS, Google TV sowie das Android Software Development Kit (SDK) und Native Development Kit (NDK).
(Marco Rohner)
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