SAP hat die Business Suite komplett erneuert und die Hana-Technologie als deren Datenbank angekündigt. Unternehmen sollen schneller entscheiden können. Das Technologie-Update mit Hana sei zu allen bisherigen Installationen kompatibel.
Die Zeit und die Umstände waren gegen Hasso Plattner. Als Vorsitzender des Aufsichtsrats beginnt er die Ankündigung des grössten zechnologischen Fortschritts des Unternehmens seit dem Wechsel von R/2 auf R/3 mit einem Blick zurück zu den Anfängen von Hana. Der Mitgründer, ehemalige CEO und aktuelle Aufsichtsrat-Vorsitzende einer bekannten Softwarefirma wie SAP kommt im Pensionsalter als Gast-Professor an die Universität Potsdam. Er erzählt den enttäuschten Studenten nicht von Google oder Facebook, sondern aus 700 Präsentations-Seiten über Business Software von damals und heute. Doch Plattner kommt weder zur Ruhe, noch verlässt ihn sein Ingenieursherz. Er hat schnell anderes im Sinn, startet ein Projekt für die Unternehmenssoftware der Zukunft und regt das Interesse von 17 Doktoranden und über 30 Masterstudenten an.
SAP-Mitgründer Hasso Plattner hat das Projekt einer nicht-relationalen, In-Memory-Datenbank erstmals im August 2006 in Walldorf vorgestellt. Was mit einer Vision über die Business-Software der Zukunft an der Universität Potsdam begann, startet heute, dem 10. Januar, in Walldorf offiziell als neue SAP-Basisplattform für jede aktuelle und neue Software des Konzerns. Seither sind die Programmierer zu Diensten von SAP, des grössten Softwareherstellers der Welt, am Umprogrammieren des gesamten Produktangebots von SAP basierend 400 Millionen Zeilen Code – von Palo Alto über Shanghai bis Walldorf als Beispiele von einem Dutzend SAP-Entwicklungszentren rund um den Globus. Im Dezember 2010 kam die erste Version auf den Markt. Nun ist auch die Business Suite von SAP da.
«Wenn wir etwas mit diesem Einfluss entwickeln, müssen sich die Unternehmen ändern.» – Hasso Plattner
Ab sofort sind Kernanwendungen der SAP Business Suite auf der Basis von SAP Hana verfügbar. Die Kunden steuern nun in Echtzeit wichtige Geschäftsprozesse wie Planung, Ausführung, Berichterstattung und Analyse. «Die Geschäftswelt dreht sich immer schneller, Entscheidungszyklen werden kürzer. Daher wächst die Notwendigkeit, immer weniger Zeit aufzuwenden für das Erfassen und die Analyse von Daten sowie das Ableiten von Massnahmen», sagte Henry Morris, Senior Vice President bei IDC für Worldwide Software, Services, Big Data. Durch die Integration von Transaktionsverwaltung mit Entscheidungsmanagement entfallen laut Morris die Verzögerungen und die Ineffizienzen, wie sie üblicherweise durch parallele Systeme für den laufenden Betrieb und den Einsatz von Business Intelligence entstehen.
Daten lesen 20 Mal schneller ein
Die Vorteile von Hana als Datenbank für die Business Suite sind eindeutig. «Das Einlesen von Daten funktioniert 20 Mal schneller», sagte Plattner. Ein rack-grosses HP-System für Hana mit 128 Prozessoren wurde am Anlass vorgestellt: Es soll 200 Milliarden Scans in einer Sekunde erreichen. In einer Demo der neuen Suite zeigt ein SAP-Ingenieur, wie ein Logistik-Unternehmen die Bestellungen ausliefern kann. Das hana-unterstützte System zeigte mehrere Alternativen in Echtzeit für Logistik-Auslieferungen, um Bestellungen zeitnah zum Kunden zu bringen.
Programme für Mobilgeräte benötigen Reaktionszeiten unter drei Sekunden. Deshalb sei die Leistung von Hana so wichtig. «Wir müssen auf jedem Gerät sein, egal ob Apple oder Android», sagte Plattner. SAP werde zudem kundenorientierte Anwendungsoberflächen nach Branchen anbieten.
Obwohl nun Oracle und andere Datenbanken nicht mehr nötig wären und damit ganze Storage-Rechenzentren nur für Diskspeicher ersetzt werden könnten, ist die Zeit einer solchen Revolution noch nicht so schnell gekommen. «Wir werden die anderen Datenbanken nicht aufgeben. Kunden haben die Wahl. Wir behalten den bisherigen Code einfach für die anderen Datenbanken», so Plattner. Derzeit nutzen rund 40’000 SAP-Kunden ihre IBM DB2-Datenbanken für das tägliche Geschäft und 6000 die SAP-eigene MaxDB. Man werde diese Kunden natürlich auch weiterhin unterstützen und lasse ihnen die Wahl. Für die Migration ist laut Plattner eine grosse Organisation innerhalb von SAP im Einsatz, um die Kunden zu unterstützen.
Unternehmen müssen sich verändern
SAP lässt Kunden auch künftig die Wahl in Bezug auf Datenbanktechnologien und deren Hersteller. Die SAP wird weiterhin Innovationen für alle von ihr unterstützten Datenbanken vorantreiben und in bewährter Weise mit ihren Datenbank-Partnern zusammenarbeiten. Die Geschäftsprozesse können laut SAP problemlos übernommen werden. Die anwesenden Führungskräfte lobten aber umso mehr «Design Thinking», um neue Prozesse und Geschäftsmodele zu analysieren und zu finden. Plattner ist sich sicher: «Wenn wir etwas mit diesem Einfluss entwickeln, müssen sich die Unternehmen ändern.»
Für Bestandskunden, die auf SAP Hana migrieren möchten, bietet SAP umfassende Dienstleistungen, Rapid-Deployment-Solutions sowie ausgebildete Implementierungsberater aus dem Partner-Ökosystem. Eine spezielle Rapid-Deployment-Solution, die für das erste Quartal in 2013 geplant ist, soll Kunden helfen, in weniger als sechs Monaten in den Live-Betrieb zu gehen. Sie soll ein komplettes Paket aus vorkonfigurierter Software, Implementierungsservices, Inhalten und Trainings zu einem Festpreis mit definiertem Umfang bieten.
Anwenderwünsche für Preismodell sind berüchsichtigt
Das Preismodell orientiert sich prozentual am Anwendungswert. Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), sei erfreut und begrüsse das Preismodell: «SAP hat unsere Vorschläge angenommen, das Preismodell am Vertragswert der SAP-Installation zu orientieren und nicht hauptspeicherbasiert. Bestandskunden haben dank des konventionell ausgerichteten Pricings einen einfachen Zugang zu Innovationen im Hana-Umfeld. Damit ist SAP konstruktiv auf eine Kern-Forderung der DSAG eingegangen.»
(Marco Rohner)
Lesen sie die Analyse:
Die Hana-Technologie für die SAP Business Suite kommt einer zweiten Revolution der SAP-Architektur gleich, die für jedes Unternehmen ein Thema sein muss. Die Gastautoren Wolfgang Schwab, Jürgen Weiss und Andreas Zilch der Experton Group beurteilen und hinterfragen für Greenbyte.ch die Ankündigung von SAP in folgenden Artikel:
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