«Internet der Dinge» transformiert Swisscom

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Swisscom hat eine eigenständige Abteilung für Telemetrie gegründet. Das Schweizer ICT-Unternehmen zeigt sich damit auch offen für Stromversorger und Netzanbieter, um Smart Grids voranzutreiben.

Maschinen-Kommunikation ersetzt Telefongespräche. (pd)

Die Kommunikationsart der Telemetrie wird auch als «Internet der Dinge» respektive «Machine-to-Machine» (M2M) bezeichnet. Sie lässt vernetzte Geräte in Echtzeit ihre Daten austauschen und verarbeiten.  Beispielsweise kann man damit SMS mitlesen und den Datenverkehr ausschnüffeln, wie der Skandal um das US-Unternehmen Carrier IQ in den letzten Wochen publik machte. Praktisch alle elektronischen und elektromechanischen Produkte werden entworfen, um automatisch Informationen über Status, Leistung und Nutzen zu übermitteln. Sie können in Echtzeit mit Menschen und anderen Geräten interagieren. Eigentlich sollte die Analyse-Software von Carrier IQ den Providern wie Swisscom behilflich sein, Fehler zu finden und so unter anderem die Zahl der Gesprächsabbrüche in ihren Netzen zu senken. Schweizer Provider setzen die Software nach aktuellem Kenntnisstand aber nicht ein – sie werden es überdies auch gar nicht nötig haben.

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Millionen Maschinen kommunizieren über Mobilfunk

Swisscom schätzt das Schweizer Marktpotenzial auf 100 Millionen Maschinen, die über das Mobilfunknetz miteinander verbunden sind. Das sogenannte «Internet der Dinge» soll dazu beitragen, Prozesse zu vereinfachen, Kosten zu senken und mit knappen Ressourcen nachhaltiger umzugehen. Allein im letzten Quartal 2011 hat Swisscom im Bereich M2M-Kommunikation einen Anstieg der Nachfrage um rund zehn Prozent festgestellt. Die neue Abteilung begleitet Kunden künftig von der Projektidee bis hin zum Betrieb. Nebst dem Angebot von kompletten Businesslösungen für Grosskunden werden internationale Lösungspartner aktiv bei der Vermarktung und dem Betrieb ihrer Angebote unterstützt.

«Für uns sind die wichtigsten Anwendungsfelder von Telemetrie im Bereich Business-to-Business angesiedelt», sagt Swisscom-Mediensprecher Olaf Schulze gegenüber Greenbyte.ch. Beispiele sind das Fernsteuern und -warten von Maschinen verschiedener Industrien; Fernauslesen von  Stromzählern; Orten von Fahrzeugen für das Flotten-Management; Überwachen von Gebäuden und automatischer Alarm; Übertragen von Stau-Informationen auf Navigationsgeräten. «Das Anwendungsgebiet umfasst einen stark wachsenden Markt von Geräten, die regelmässig aktuelle Informationen benötigen», so Schulze. Im Industrie- oder Fahrzeugbereich werden oftmals Embedded-PC mit speziellen M2M-SIM-Karten verwendet, auch Smartphones und Tablets sind  für mobilere Einsatz-Zwecke geeignet. 

Smart Grid: Ittiger Pilotprojekt trägt Früchte

Automatische Geräte sind ein reales Bedürfnis, wie eine Umfrage unter den Teilnehmern des Projekts iSmart in Ittigen zeigte. (pd)

Bereits heute können Stadtwerke die Stromzähler automatisiert über das Mobilfunknetz ablesen, anstatt einen Aussendienstmitarbeiter zu den Kunden schicken zu müssen. «Swisscom ist offen und bereit, die Schweizer Strombranche als neutralen Partner bei den Herausforderungen der Zukunft für Smart Grid und Smart Metering zu unterstützen», sagt Schulze gegenüber Greenbyte.ch. Das Pilotprojekt Inergie mit BKW in Ittigen zeige wichtige Schritte zur Stromversorgung der Zukunft. Dies sei eine Anzeige zur Effizienz von Haushalten oder einzelnen Geräten, die Integration von erneuerbaren Energien und eine Reduktion von Stromspitzen im Netz. «Der Pilot hat uns erlaubt, konkrete Erfahrungen zu sammeln. Auf Basis dieser Erfahrung werden im Moment die weiteren Schritte erarbeitet», so Schulze.

«Mit Gerhard Schedler konnten wir einen erfahrenen Unternehmer als Leiter des neuen Geschäftsfelds gewinnen», sagt Urs Schaeppi, Leiter Swisscom Grossunternehmen. In den vergangenen Jahren habe er sehr erfolgreich ein Lösungsgeschäft für die Kommunikation von Dingen aufgebaut. Schedler war über fünf Jahre als CEO bei Identec Solutions tätig. Das Unternehmen entwickelt seit 1999 Lösungen für drahtlose Sensornetzwerke auf Basis aktiver RFID-Technologie.

(Marco Rohner)

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Marco Rohner
Journalistischer Unternehmer der neu erfindet, wie Geschichten in einer allzeit verbundenen Welt erzählt werden. Er ist Herausgeber von Greenbyte.ch, dem weltweit exklusiven Online-Magazin über den nachhaltigen Nutzen von Informationstechnologie, gegründet im Jahr 2011 und 500'000 Leser in den ersten drei Jahren erreicht.